News Verbandsarbeit

„Üben Sie sich im Loslassen“

Jubiläum: Der Landseniorenverband Südbaden im BLHV hat am 6. April in Meßkirch-Heudorf mit über 160 Gästen sein  25-jähriges Bestehen gefeiert. 

Landsenioren-Präsident Hermann Ritter konnte zahlreiche Gäste begrüßen, darunter Vertreterinnen und Vertreter der Landfrauen, des BLHV und der Landjugend.  Armin Zumkeller erhielt für seine 25 Jahre lange ehrenamtliche Tätigkeit als Geschäftsführer des Landseniorenverbands  die Goldene Ehrennadel des Bundesverbands der Landsenioren.

Es war vor allem ein Nachmittag der großen Wertschätzung für die Lebensleistung der Seniorinnen und Senioren. Musikalisch umrahmt wurde er von Berthold Precht (Kontrabass) und Karl Wieser (Akkordeon und Gesang). Mit Kaffee und Kuchen von den Meßkircher Landfrauen bestens versorgt, lauschten die Bäuerinnen und Bauern den  Ansprachen. Durchs Programm führte Hermann Ritter, der Präsident der südbadischen Landsenioren.  

Über 160 Gäste waren zur Jubiläumsfeier der Landsenioren nach Meßkirch gekommen.

Das Gelände ist oft auch schwer

Mit einem „Wort zum Sonntag“ machte der evangelische Pfarrer und Leiter des Kirchlichen Dienstes auf dem Lande (KDL), Peter Schock aus Freiburg, den Anfang. Schock ist selbst ausgebildeter Landwirt und formulierte einige Gedanken zur Rolle der älteren Generation auf den Höfen. „Geländegängige“ Großväter und Großmütter wünsche man sich auf jedem Betrieb. Doch sei das Gelände eben oft auch schwer. „Wir stehen immer wieder vor Wegen, die alles andere als angenehm sind“, stellte Schock fest. Die ältere Generation habe ein arbeitsreiches Leben hinter sich und Zeiten großer Umbrüche erlebt. Mit ihrer Hingabe und Gottvertrauen, Liebe und Leidenschaft für die Landwirtschaft hätten die Bäuerinnen und Bauern das „schwere Gelände des Lebens“ gemeistert und seien ein Vorbild für die junge Generation.

Weitere Grußworte sprachen Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick, der Präsident der Deutschen Landsenioren, Armin Müller aus Hessen, BLHV-Vizepräsident Karl-Heinz Mayer, die Vorsitzende des Bunds Badischer Landjugend,  Chiara Hauser,  und die Präsidentin des Landfrauenverbands Südbaden, Christiane Wangler.

BLHV-Ehrenpräsident Werner Räpple blickte in seiner Festrede auf die Gründung des Verbands im Jahr 2000 zurück. Damals sei er BLHV-Vizepräsident gewesen und könne sich noch gut erinnern, wie die Vertreter der hessischen Landsenioren darauf gedrängt hätten, auch in Baden einen Verband auf die Füße zu stellen. „Damals gab es die Sorge, die badischen Landsenioren könnten ein zweiter berufsständischer Verband werden“, rief Räpple in Erinnerung.

Vorbehalte widerlegt

Doch die anfänglichen Vorbehalte seien längst widerlegt. „Heute haben die Landsenioren ihren Platz in der berufsständischen Familie gefunden“,  stellte  Räpple fest. Er selbst habe vor drei Jahren seinen Betrieb abgegeben und habe in seine neue Rolle erst hineinfinden und sie annehmen müssen. „Man sollte sich selbst zurücknehmen, unterstützen und beraten, aber nur, wenn man gefragt wird“, riet Räpple den versammelten Senioren.

Von Haus aus Winzer, sprach der BLHV-Ehrenpräsident auch über den  Strukturwandel, den die Landwirtschaft seit seiner Kindheit erlebt habe. „Als ich fünf Jahre alt war, zogen noch Ochsen die Gespanne“, erzählte er. Heute ernte man die Trauben mit dem Vollernter. Vor 25 Jahren habe es in Deutschland 566000 landwirtschaftliche Betriebe gegeben.  Heute sei die Anzahl der Höfe insgesamt auf 260000 geschrumpft. Seit Gründung des Landseniorenverbands Südbaden habe also die Hälfte der Betriebe „die Tore zugemacht“, so Räpple. Der Strukturwandel sei schmerzhaft, aber vielleicht komme man so zu besseren Marktverhältnissen, mutmaßte er.

Die Landwirtschaft brauche bessere Preise. Er wundere sich über die aktuelle Diskussion um steigende Lebensmittelpreise. Das Wort „Wertschätzung“ sei in aller Munde. Und doch lamentiere man über etwas höhere Preise. Räpple regte an, eine Diskussion mit dem Lebensmitteleinzelhandel zu führen, ob einheimische Produkte nicht bevorzugt gehandelt werden sollten. 

Im Hinblick auf die weltweit instabilen politischen Verhältnisse mahnte Räpple an, das Thema Ernährungssicherheit wieder in den Fokus zu rücken. „Mit den wichtigsten Agrargütern müssen wir uns selbst versorgen können“, so seine Auffassung.

 Abschließend stellte Räpple  die Frage nach der agrarsozialen Sicherung:„Ist unser Modell mit dem Altersgeld in Kombination mit der betrieblichen Sicherung noch tauglich und können die Übernehmer die Barleistung für die Altenteiler noch erbringen?“, hinterfragte Räpple.

„Recht übersichtlich“

Er habe vor drei Jahren seinen Betrieb in jüngere Hände gelegt. Was da jetzt nach 45 Berufsjahren aufs Konto komme, sei doch recht übersichtlich. Habe ein Betrieb aber keinen Nachfolger, was in vielen Fällen vorkomme, sei niemand mehr da, der den Unterhalt des Hauses finanzieren könne. „Das sollte man mal gemeinsam mit der berufsständischen Familie thematisieren“, so Räpples Appell. Den Landseniorinnen und -senioren gab er mit auf den Weg: „Üben Sie sich im Loslassen!“

Einander helfen – Freude erleben

Auf Räpples Ansprache folgte Armin Zumkellers Rückblick auf die 25-jährige Geschichte des Landseniorenverbands Südbaden. Es sei das Anliegen des Vereins, die besonderen Interessen der Seniorinnen und Senioren auf dem Land zu berücksichtigen. Unter dem Motto „Einander helfen – Freude erleben“ habe man zahlreiche sehr gut besuchte Ausflüge und Informationstagungen organisiert.

Auch Advents- und Weihnachtsfeiern sowie das beliebte Wirtshaussingen gehörten zum Programm. „Mit 150 Leuten ist der Landseniorenchor der größte gemischte Chor in der Bodenseeregion“, scherzte Zumkeller. Für sein herausragendes Engagement steckte ihm der Präsident der Deutschen Landsenioren die Goldene Ehrennadel ans Revers. Herzliche Dankesworte richtete der Bezirksvorsitzende des Bodenseekreises, Ewald Nübel, an Zumkeller. Ebenfalls geehrt wurde der 92-jährige Ernst Hertle für sein lebenslanges berufsständisches Engagement im BLHV und im Bezirksvorstand der Landsenioren.  

Der südbadische Landseniorenpräsident Hermann Ritter (Mitte) und Geschäftsführer Armin Zumkeller (rechts) freuten sich über den Besuch von Armin Müller, dem Präsidenten des Bundesverbandes der Landsenioren.

Nach dem gemeinsam gesungenen Badnerlied ließen die Landsenioren bei Wienerle und Brot  die Jubiläumsfeier gemütlich ausklingen.

Antonia Kitt

WordPress Double Opt-in by Forge12