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Rucksack voller Vorschläge und Forderungen

Vertreterinnen und Vertretern der berufsständischen Verbandsführungen stellte sich der Arbeitskreis Landwirtschaft der grünen Landtagsfraktion im Haus der Bauern. Die Teilnehmer tauschten sich intensiv über Zukunftsthemen der regionalen Land- und Weinwirtschaft  aus.

Von berufsständischer Seite mit dabei waren BLHV-Präsident Bernhard Bolkart, Landfrauenpräsidentin Christiane Wangler, Martin Linser, Vizepräsident des BLHV und des Badischen Weinbauverbandes (BWV),  Martin Schmidt, Vizepräsident des BWV, und die Vorsitzende des Bundes  Badischer Landjugend (BBL), Chiara Hauser.

Anlass war sowohl eine Klausurtagung, die die Agrarpolitiker der Grünen im Anschluss an die Runde im Haus durchführten, als auch  der beidseitige Wunsch, sich über die Zukunft der regionalen Land- und Weinwirtschaft  auszutauschen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Austausch zwischen Berufsstandvertretung und Arbeitskreis Landwirtschaft der Landtagsfraktion der Grünen.

Strategiedialog braucht Geld

Unter der Leitung des Arbeitskreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Reinhold Pix ging es schnell zur Sache. Jeder konnte für seinen Verband ein Statement abgeben, in dem Kritik geäußert und Forderungen aus der jeweiligen Perspektive aufgestellt wurden. BLHV-Präsident Bolkart machte den Anfang und stellte sogleich die klare Forderung auf, dass der Strategiedialog auf Landesebene unbedingt mit ausreichenden Finanzmitteln unterfüttert werden müsse. Bolkart verwies hier auf den „Zukunftsvertrag Landwirtschaft“, der letztes Jahr in Bayern unterzeichnet und mit rund 120 Millionen Euro unterlegt wurde. Zudem setzte sich Bolkart für ein wichtiges Bildungsprojekt ein, bei dem die Finanzierung auszulaufen drohe:  „Landwirtschaftliche Bildung an Pädagogischen Hochschulen“ (mehr Infos hier). Das Projekt bringe angehenden Lehrerinnen und Lehrern die Grundlagen der Landwirtschaft bei und müsse unbedingt erhalten bleiben, so Bolkart. Dem stimmte die Landtagsabgeordnete Martina Braun zu: „Wenn Lehrer nicht wissen, wie Landwirtschaft funktioniert, wie sollen sie es dann den Schülern beibringen?“

Mehr Fördermittel forderte Martin Schmidt auch für den Weinbau ein. Die 100 Euro je Hektar FAKT-Förderung für das Pheromonverfahren würden bei weitem nicht mehr ausreichen. Der Betrag müsste verdoppelt werden, anderenfalls müssten die Winzer aus wirtschaftlichen Gründen wieder zu konventionellen Insektiziden greifen.

Reinhold Pix  machte deutlich, dass sich die grünen Landtagsabgeordneten für die Förderung stark machen wollen. Beim zweiten Anliegen Schmidts könnte es jedoch komplizierter werden. So schlägt der Weinbauverband eine Rotationsbrache für Rebflächen vor, bei der diese für sechs Jahre aus der Produktion genommen und begrünt werden. Jedoch gelte die Fläche auch nach der Rodung als Rebfläche und käme nicht für die Fördermaßnahmen in Betracht, die eine Ackerfläche voraussetzen.

Bildung braucht Unterstützung

Landfrauenpräsidentin Christiane Wangler konzentrierte sich in ihrer Ansprache auf den Kern ihres Verbandes. „Die Landfrauen stärken die Gesellschaft und geben den Menschen im ländlichen Raum Halt.“ Dies ist laut Wangler die beste Vorsorge gegen einen Rechtsruck, wie er gerade in Thüringen und Sachsen passiere. Doch auch die Landfrauen erwarten für ihr umfassendes Bildungsprogramm eine bessere finanzielle Unterstützung, stellte Wangler klar.

Bildung und Stärkung des ländlichen Raums waren auch die Schwerpunkte, die Chiara Hauser für den BBL in die Runde brachte. Sie setzte sich für das gemeinsame Projekt der Landjugendverbände in Baden-Württemberg ein, das eine anerkannte Weiterbildung für Agrarpädagoginnen und -pädagogen umsetzen möchte. Hauser kritisierte, dass sich jeder als Agrarpädagoge bezeichnen könne, ohne seine pädagogischen oder agrarischen Kenntnisse unter Beweis stellen zu müssen. Daraus resultierten teils fragwürdige Angebote, die dem gesamten Arbeitsbereich schaden würden.

Zudem brachte sie den Vorschlag ein, dass man jungen Menschen, die ohne Hof seien, aber großes Interesse an der Landwirtschaft hätten, mit einem Gründungszuschuss helfen sollte, um landwirtschaftliche Existenzen zu gründen.

Unterm Strich übergab man den Abgeordneten einen großen Rucksack voller sinnstiftender Forderungen und Vorschläge, die nicht nur darauf abzielen, Landwirtschaft und Weinbau zu stärken, sondern den ganzen ländlichen Raum resilienter zu gestalten. Konkrete Absagen an einzelne Forderungen gab es seitens der Politiker keine. Ob diese dennoch trotz schwieriger Haushaltslage umgesetzt werden können, bleibt abzuwarten.

Elsner