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Politische Pläne für den Wald abwehren

Ein umfangreiches Themenfeld beackerte am 28. Februar der Waldausschuss des BLHV in der Bezirksgeschäftsstelle Herbolzheim.

Der Ausschussvorsitzende, BLHV-Präsident Bernhard Bolkart, konnte zahlreiche Teilnehmer begrüßen. Zunächst beschäftigte sich der Ausschuss mit der Entwaldungsverordnung (EUDR). Diese sei in der Umsetzung derart bürokratisch geraten, dass sie im Kleinprivatwald überhaupt nicht und im Großprivatwald nur mit erheblichem personellem Aufwand zu erfüllen wäre. Ein Pilotprojekt zur digitalen Umsetzung in Deutschland und Österreich habe nicht funktioniert, was auch der EU mittlerweile bekannt sein. Keiner wisse genau, wie es funktionieren solle. Bund und Länder suchen gemeinsam nach einer Lösung, bislang ohne konkrete Ergebnisse.

Deutschland hat kein Entwaldungsproblem

Vom Landesforstwirtschaftsrat über Minister Hauk bis zum BLHV fordere man entweder eine pauschale Ausnahme für Deutschland, denn wir hätten kein Entwaldungsproblem. Alternativ müssten Zertifizierungssysteme ausreichen, ebenso gesetzliche Vorgaben aus nationalem Recht. Zumindest aber dürfe die Verordnung nicht zum 1. Januar 2025 wie geplant scharf gestellt werden. Präsident Bolkart schreibt deshalb an Europaabgeordnete. In Süddeutschland und Österreich werde die vorgesehene Umsetzung von allen Akteuren einhellig abgelehnt. Anschließend informierte Dr. Anja Peck, Abteilungspräsidentin Forst am Regierungspräsidium Freiburg, zu den Themenschwerpunkten der Waldstrategie Baden-Württemberg. Nach einer Vorbereitungsphase mit intensiven Gesprächen mit Interessenvertretern in Wald, Politik, Gesellschaft und Verwaltung gehe es jetzt an die Umsetzung einzelner Themen wie einer Digitalisierungsoffensive durch das Waldportal, in dem ab 2025 einzelne Fördertatbestände beantragt werden können.

Vorrang für Freiwilligkeit

Themen seien auch Kooperationsangebote im Kleinstprivatwald und der Wald im Klimawandel, unter anderem bei den Runden Tischen Waldumbau und Jagd, die neuen Waldentwicklungstypen mit Risikostufen im Blick auf den Klimawandel sowie Wasserzurückhaltung im und durch den Wald und  Waldbrandprävention.  Zu allen Themen sind Workshops und Fortbildungsveranstaltungen geplant. Bei dieser Gelegenheit diskutierten die Mitglieder des Waldausschusses auch den Waldnaturschutz und betonten nochmals den Vorrang der Freiwilligkeit. Die Förderung sei nicht immer attraktiv, weil sie häufig im Verhältnis zum Aufwand zu gering sei. Jeder Waldbesitzer müsse für sich entscheiden, ob er die Förderung in Anspruch nehme. Dafür benötige er gute Beratung. Dr. Peter Hartmann von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) referierte über den Waldboden als Boden des Jahres 2024, was ihn gefährde und was ihm nütze. Effektiver Bodenschutz benötige Kenntnisse, Akzeptanz und Umsetzung. Die FVA empfehle, auch bei der Aufarbeitung von Kalamitätenflächen Rückegassen unbedingt einzuhalten. Wie üblich berichtete Kurt Weber, Vorstand Waldservice Ortenau, zur Lage auf dem Holzmarkt. Ein großes Problem sei die Weiterentwicklung aufgrund der eingebrochenen Baukonjunktur.

Der Waldausschuss diskutierte ebenfalls Themenvorschläge für den Waldbauerntag 2024 wie auch erneut die geplanten Novelle des Bundeswaldgesetzes. Auf Basis des Entwurfs vom Dezember wurde jetzt die Ressortanhörung durchgeführt. Jetzt werden die Änderungsvorschläge in den Entwurf eingearbeitet. Seitens der FDP gebe es wohl Widerstand gegen den Entwurf. Forstverwaltung, Minister, Forstkammer und BLHV sind sich in der kategorischen Ablehnung des Entwurfs einig (siehe auch Forderungskatalog des BLHV beim Landesbauerntag).

Brief an Abgeordnete wegen Waldgesetz

Präsident Bolkart wird in einem Brief an die Bundestagsabgeordneten die Hauptkritikpunkte erneut thematisieren: Strafrecht statt Kooperation mit der Verwaltung, ein Misstrauensvotum gegenüber dem Waldbesitz, fehlende Flexibilität im Klimawandel, Unmöglichkeit der Anpassung an landesspezifische Gegebenheiten und Verfassungswidrigkeit vieler angedachter Vorschriften. Diese Punkte müssen bei jeder Gelegenheit in die Politik getragen werden. Die Hauptkritikpunkte wurden den Mitgliedern im Waldausschuss und den Kreisvorsitzenden zur Verfügung gestellt. Sobald der eigentliche Referentenentwurf vorliegt und bewertet wurde, findet eine Sondersitzung des Waldausschusses statt, um die Stellungnahme des BLHV vorzubereiten.

Die Geschäftsführung des Waldausschusses wechselt zum 1. Juli auf Lukas Schaudel. Präsident Bolkart und Professor Ulrich Schraml, FVA, danken Michael Nödl für seine Arbeit und sein Engagement für die Sache der Waldbauern.

Michael Nödl