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Politik und Behörden halten auf Trab

Allerhand Reizthemen sorgen bei Bäuerinnen und Bauern derzeit für intensive Diskussionsatmosphäre. Das zeigten die Sitzungen des Vorstandes und des Verbandsausschusses des BLHV am 26. Oktober. Es ging um Ärger über GLÖZ, verspätete Prämienzahlungen, den Biber und einiges mehr. 

Um den Wolf ging es bei den aufeinanderfolgenden Sitzungen im Bären in Engen-Welschingen übrigens nur ausnahmsweise nicht – aus Zeitgründen. Das Thema kommt wieder und bleibt mit Sicherheit. BLHV-Präsident Bernhard Bolkart eröffnete beide Sitzungen mit zunächst leicht verdaulicher Kost, berichtete über anstehende Termine und Personalveränderungen. So stehen Termin und Ort des Landesbauerntags 2024 bereits fest: 24. Februar in Oberkirch. Wesentliche Teile des Programms sind ebenfalls schon in trockenen Tüchern. Auch wirft der Deutsche Bauerntag 2026 für den BLHV bereits seine Schatten voraus, denn er wird der Ausrichter sein und organisatorisch entsprechend herausgefordert.

Alexander Seibold wurde von Bolkart als neuer stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BLHV präsentiert. Der 41-jährige studierte Wirtschaftswissenschaftler übt das Amt ab 1. November aus. Zuvor war er im Haus der Bauern zwölf Jahre Geschäftsführer des Bundes Badischer Landjugend. Er muss sich also mit persönlicher Vorstellung nicht lange aufhalten. Das tat er auch nicht bei den Sitzungen in Engen-Welschingen, zumal er dort gleich den erkrankten Hauptgeschäftsführer Benjamin Fiebig vertrat.

Umgezogen, aber im Haus geblieben: „Wir haben Alexander Seibold von der Landjugend abgeworben“, sagte Präsident Bernhard Bolkart schmunzelnd, als er den neuen stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des BLHV zum 1. November vorstellte. Bild: Walter Eberenz

Aufregung wegen späterer Zahlung

Die Aufregung und emotionalen Wortbeiträge in der Runde der Kreisvorsitzenden sowie des Verbandsausschusses verursachte in erster Linie die aktuelle Nachricht aus dem Stuttgarter Landwirtschaftsministerium, dass die GAP-Direktzahlungen verspätet ausgezahlt werden. „Wir bekommen Prügel und sind die Letzten, die dafür etwas können“, machte BLHV-Präsident Bernhard Bolkart dazu seinem Ärger Luft. Er und seine Kollegen im Gremium formulierten in Richtung Stuttgarter Landwirtschaftsministerium ihre Einschätzung der Problematik und daraus resultierende???.

GLÖZ: praxisfern bis nicht durchführbar

Die Mitarbeiter an den Landwirtschaftsämtern nahmen mehrere Diskussionsteilnehmer bei ihrer Kritik übrigens aus. „Sie tun, was sie können, und sind genauso wenig schuld wie der BLHV“, so der Tenor. Die GLÖZ-Auflagen bei der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sorgten ebenfalls für emotionale Unmutsbekundungen bei den landwirtschaftlichen Praktikern im Saal. Sie erscheinen den Äußerungen nach mehr als „Klotz am Bein“, der das Wirtschaften nach guter fachlicher Praxis behindert oder gar verhindert. Einige Auflagen wie Verbotszeiträume für Mähen und Mulchen auf Stilllegungsflächen oder zum Erosionsschutz wurden in der Runde unisono als praxisfern bis nicht durchführbar bewertet und dazu noch als hoch kompliziert. „Mein Sohn sollte eigentlich Jura studieren, damit er noch Landwirt sein  kann oder darf“, sagte dazu der Konstanzer Kreisvorsitzende Stefan Leichenauer in einer Mischung aus Ärger und Frust. Der BLHV wird sich in Abstimmung mit den Kollegen vom Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) wegen der GLÖZ-Thematik gegenüber dem zuständigen Ministerium positionieren.

Forderungspapier zum Biber

Die zunehmende Verbreitung des Bibers und dadurch wachsende Schäden für Landwirte waren ein weiteres, stark in Augenschein genommenes Thema. Der Vorstand verabschiedete dazu ein Forderungspapier, das zuvor der Umweltausschuss des BLHV erarbeitet hatte. Es geht dabei um Schadensausgleich, Bestandsregulierung, Biberberatung und mehr. Biberberater werden derzeit gesucht. Der BLHV-Vorstand empfahl, dass sich dafür mehr Interessenten aus den Reihen der Landwirte finden, um den Belangen der Landwirtschaft  beim Thema Biber besser Gehör zu verschaffen.

Der Preis hat keine Gerechtigkeitsfunktion

Erst zuhören und dann diskutieren war  beim Vortrag von Rolf Brauch angesagt. Sein Thema: „Faire Preise – eine verständliche, aber unerfüllbare Forderung“. Brauch war ehemals beim Dienst auf dem Lande der Evangelischen Landeskirche in Baden tätig und bezeichnete sich  in Welschingen selbst als „Agrarrentner“. Sein Vortrag erschien bereits im April 2021  gedruckt in der BBZ. Das Thema bleibt aber stets aktuell und ist emotional belegt, wie die Diskussion zeigte.

„Wir müssen die Jungen ermutigen, den eigenen Weg der Stärke zu gehen“, riet Rolf Brauch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Sitzung des BLHV-Verbandsausschusses in Welschingen. Bild: Walter Eberenz

„Auf anonymen Massenmärkten ist Fairness kein Thema, da geht es nur um Angebot und Nachfrage“, stellte Brauch nüchtern fest. Der Preis habe in der Marktwirtschaft keine Gerechtigkeitsfunktion. Die Diskussion drehte sich letztlich um die Frage, an welchen Rädchen der Berufsstand selbst drehen kann, um Einkommen zu erzielen, die zufriedenstellen. Zu den Antworten gehörten unter anderem stärker zusammenstehen, mehr kooperieren, selbstbewusst fordern, dass gesellschaftliche Zusatzleistungen der Bauern gut honoriert werden, ermutigende Signale senden, Zuversicht zeigen.  „Negative Stimmungen verstärken heißt die Handlungsfähigkeit schwächen“, so der Referent.

Walter Eberenz            

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