Vorstandswahl: Bei der Versammlung des BLHV-Kreisverbandes Müllheim vergangene Woche in Eschbach wurde gewählt und diskutiert – unter anderem über die Themen Photovoltaik, Bewässerung und Flächenverbrauch.
Michael Fröhlin wurde von den anwesenden 46 stimmberechtigten Mitgliedern mit 36 Stimmen erneut zum Kreisvorsitzenden gewählt. Er wolle versuchen, auch seine Kritiker von seiner Arbeit zu überzeugen, sagte er. Als Stellvertreter gewählt wurden Thomas Buck, Wolfram Kammerer und Peter Kaufmann.
Fröhlin erinnerte an die ereignisreichen Monate mit den Bauernprotesten in ganz Europa. „Wir wollen Rahmenbedingungen, unter denen wir gut arbeiten können“, sagt er. Auch die EU-Pläne für das Mercosur-Freihandelsabkommen in der derzeitigen Form lehne man ab, denn es könne nicht sein, dass Standards, die man selbst als Landwirt in Deutschland befolgen müsse, für Länder nicht gelten, die nach Deutschland importieren.
Problematisch seien die Schäden durch Krähen. Die genehmigten Abschüsse bewegen sich für die betroffenen Landwirte im viel zu niedrigen einstelligen Bereich. Kopfzerbrechen macht die Abnahme des Fleischkonsums in Deutschland. „Wir bewerben gutes Fleisch aus guter Haltung zu wenig“, meinte Fröhlin.
Berufsschule voll belegt
Als Erfolg wertete Fröhlin, dass im Rahmen der Arbeit der „Vertrauensstelle Hofübergabe“ auch das Thema außerfamiliäre Hofübergabe bearbeitet werde. „Erfreulich ist, dass die Berufsschule in Freiburg voll belegt ist – 81 Auszubildende wollen Landwirt werden, 53 haben sich für den Beruf des Winzers entschieden – und unter diesen sind rund 50 %, die keinen eigenen Betrieb haben“, informierte Fröhlin.
Neu hinzugekommen sei das Bewässerungsprojekt im südlichen Breisgau. Hier müsse geklärt werden, wie die Kostenstrukturen seien und welche Flächen beregnungsfähig seien. Die Gründungsversammlung sei für den 4. November geplant. BLHV-Bezirksgeschäftsführerin Verginiya Kaerger kommentierte dazu: „Wir müssen alte Beregnungsflächen erhalten und neue schaffen.“
Rückblick auf die Bauernproteste
BLHV-Pressesprecher Padraig Elsner warf einen Blick zurück auf die Bauernproteste des vergangenen Winters und zog daraus ein Fazit. „Wir bekamen, nachdem die Proteste gegen die Streichung der Steuersubventionen für die Landwirte Fahrt aufnahmen, ungeahnten und unglaublichen Zuspruch, nicht nur von Berufskollegen, sondern auch aus großen Teilen der Bevölkerung – was in dieser Form noch nie da war“, sagte Elsner.
Über 100 Aktionstage habe es gegeben, die Landwirte hätten darauf aufmerksam machen können, wie wichtig die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln aus dem eigenen Land ist. „Das Thema Lebensmittelerzeugung ging in die Tiefe, die Tageszeitungen griffen unsere Probleme und Ideen für eine bessere Landwirtschaft und die Versorgung der Verbraucher auf“, erinnerte Elsner. Man habe die Unterstützung nicht nur vieler Bürger, sondern des Mittelstandes gehabt, das sei in der Form einmalig gewesen.
Dass die Proteste teils von rechten Strömungen unterwandert wurden, hätten Verantwortliche zu verhindern versucht. Nicht überall sei es gelungen, gab Elsner zu bedenken. „Jede demokratische Partei kann übrigens gute landwirtschaftliche Politik machen, sie muss es nur wollen“, schloss Elsner.
Ulli Waldkirch meldete sich als Bürgermeister von Auggen und Winzer zu Wort. Er hielt fest, dass der Weinbau in der Region zunehmend unter Druck gerate. Auch wegen der Weinbauproblematik sei er froh über eine ehrenamtliche BLHV-Mannschaft, die diese Probleme aufnehme und bereit sei, sachlich für den Berufsstand zu kämpfen.
Problematisch
Hans Winkler, Landwirt und Ortsvorsteher von Steinenstadt, stellte fest, dass er Photovoltaik auf Freiflächen mit gutem Ackerboden für problematisch halte. Winkler sprach die geplante Photovoltaikanlage an, die auf landwirtschaftlich genutzten Flächen bei Auggen entstehen soll. „Wir brauchen Nahrungsmittel, aber auch Energie“, meldete sich der Landwirt zu Wort, auf dessen Flächen diese Anlage entstehen soll. Er sei der einzige Landwirt in der Runde, der die fraglichen Flächen bewirtschafte, die gesetzliche Grundlage für die Überbauung der Flächen mit Photovoltaik sei da, erinnerte er. Er sehe es so, dass man die Zukunft auch als Landwirt mitgestalten müsse und hier auch mal Geld verdienen könne.
Wenn Landwirte Agri-PV-Anlagen auf eigenen Flächen betreiben, sei dies in Ordnung. Aber es sei nicht in Ordnung, wenn Projektierer Landwirten gepachtete, bewirtschaftete Flächen mit besseren Preisen „abgraben“, hieß es in der Runde.
Der Flächenverbrauch beschäftigt auch Bernhard Walz, der für die Bürgerinitiative MUT anwesend war. „Wir haben bei der Bahn flächensparende Argumente vorgebracht, wir hoffen, dass wir die Bahn beim Ausbau der Gleise in die richtige Richtung drücken, aber da sind dicke Bretter zu bohren“, hielt er fest.
Martin Dellers brachte das Thema Grundsteuer aufs Tapet. Was da auf Privatleute und Landwirte zukommen könne, mache ihm Sorgen. „Wir sind gar nicht in der Lage, das zu bezahlen, wenn sich die Hebesätze stark nach oben verändern, ganz abgesehen vom Papierkrieg zur Grundsteuer.“
Auf Kritik wegen Rückständen bei Steuererklärungen entgegnete Kaerger: „Wir haben die gleichen Probleme wie Gemeindeverwaltungen und Betriebe in der freien Wirtschaft – wir finden einfach keine Fachleute“, sagte sie.
Jutta Schütz
Vorstandswahl: Bei der Versammlung des BLHV-Kreisverbandes Müllheim vergangene Woche in Eschbach wurde gewählt und diskutiert – unter anderem über die Themen Photovoltaik, Bewässerung und Flächenverbrauch.
Michael Fröhlin wurde von den anwesenden 46 stimmberechtigten Mitgliedern mit 36 Stimmen erneut zum Kreisvorsitzenden gewählt. Er wolle versuchen, auch seine Kritiker von seiner Arbeit zu überzeugen, sagte er. Als Stellvertreter gewählt wurden Thomas Buck, Wolfram Kammerer und Peter Kaufmann.
Fröhlin erinnerte an die ereignisreichen Monate mit den Bauernprotesten in ganz Europa. „Wir wollen Rahmenbedingungen, unter denen wir gut arbeiten können“, sagt er. Auch die EU-Pläne für das Mercosur-Freihandelsabkommen in der derzeitigen Form lehne man ab, denn es könne nicht sein, dass Standards, die man selbst als Landwirt in Deutschland befolgen müsse, für Länder nicht gelten, die nach Deutschland importieren.
Problematisch seien die Schäden durch Krähen. Die genehmigten Abschüsse bewegen sich für die betroffenen Landwirte im viel zu niedrigen einstelligen Bereich. Kopfzerbrechen macht die Abnahme des Fleischkonsums in Deutschland. „Wir bewerben gutes Fleisch aus guter Haltung zu wenig“, meinte Fröhlin.
Berufsschule voll belegt
Als Erfolg wertete Fröhlin, dass im Rahmen der Arbeit der „Vertrauensstelle Hofübergabe“ auch das Thema außerfamiliäre Hofübergabe bearbeitet werde. „Erfreulich ist, dass die Berufsschule in Freiburg voll belegt ist – 81 Auszubildende wollen Landwirt werden, 53 haben sich für den Beruf des Winzers entschieden – und unter diesen sind rund 50 %, die keinen eigenen Betrieb haben“, informierte Fröhlin.
Neu hinzugekommen sei das Bewässerungsprojekt im südlichen Breisgau. Hier müsse geklärt werden, wie die Kostenstrukturen seien und welche Flächen beregnungsfähig seien. Die Gründungsversammlung sei für den 4. November geplant. BLHV-Bezirksgeschäftsführerin Verginiya Kaerger kommentierte dazu: „Wir müssen alte Beregnungsflächen erhalten und neue schaffen.“
Rückblick auf die Bauernproteste
BLHV-Pressesprecher Padraig Elsner warf einen Blick zurück auf die Bauernproteste des vergangenen Winters und zog daraus ein Fazit. „Wir bekamen, nachdem die Proteste gegen die Streichung der Steuersubventionen für die Landwirte Fahrt aufnahmen, ungeahnten und unglaublichen Zuspruch, nicht nur von Berufskollegen, sondern auch aus großen Teilen der Bevölkerung – was in dieser Form noch nie da war“, sagte Elsner.
Über 100 Aktionstage habe es gegeben, die Landwirte hätten darauf aufmerksam machen können, wie wichtig die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln aus dem eigenen Land ist. „Das Thema Lebensmittelerzeugung ging in die Tiefe, die Tageszeitungen griffen unsere Probleme und Ideen für eine bessere Landwirtschaft und die Versorgung der Verbraucher auf“, erinnerte Elsner. Man habe die Unterstützung nicht nur vieler Bürger, sondern des Mittelstandes gehabt, das sei in der Form einmalig gewesen.
Dass die Proteste teils von rechten Strömungen unterwandert wurden, hätten Verantwortliche zu verhindern versucht. Nicht überall sei es gelungen, gab Elsner zu bedenken. „Jede demokratische Partei kann übrigens gute landwirtschaftliche Politik machen, sie muss es nur wollen“, schloss Elsner.
Ulli Waldkirch meldete sich als Bürgermeister von Auggen und Winzer zu Wort. Er hielt fest, dass der Weinbau in der Region zunehmend unter Druck gerate. Auch wegen der Weinbauproblematik sei er froh über eine ehrenamtliche BLHV-Mannschaft, die diese Probleme aufnehme und bereit sei, sachlich für den Berufsstand zu kämpfen.
Problematisch
Hans Winkler, Landwirt und Ortsvorsteher von Steinenstadt, stellte fest, dass er Photovoltaik auf Freiflächen mit gutem Ackerboden für problematisch halte. Winkler sprach die geplante Photovoltaikanlage an, die auf landwirtschaftlich genutzten Flächen bei Auggen entstehen soll. „Wir brauchen Nahrungsmittel, aber auch Energie“, meldete sich der Landwirt zu Wort, auf dessen Flächen diese Anlage entstehen soll. Er sei der einzige Landwirt in der Runde, der die fraglichen Flächen bewirtschafte, die gesetzliche Grundlage für die Überbauung der Flächen mit Photovoltaik sei da, erinnerte er. Er sehe es so, dass man die Zukunft auch als Landwirt mitgestalten müsse und hier auch mal Geld verdienen könne.
Wenn Landwirte Agri-PV-Anlagen auf eigenen Flächen betreiben, sei dies in Ordnung. Aber es sei nicht in Ordnung, wenn Projektierer Landwirten gepachtete, bewirtschaftete Flächen mit besseren Preisen „abgraben“, hieß es in der Runde.
Der Flächenverbrauch beschäftigt auch Bernhard Walz, der für die Bürgerinitiative MUT anwesend war. „Wir haben bei der Bahn flächensparende Argumente vorgebracht, wir hoffen, dass wir die Bahn beim Ausbau der Gleise in die richtige Richtung drücken, aber da sind dicke Bretter zu bohren“, hielt er fest.
Martin Dellers brachte das Thema Grundsteuer aufs Tapet. Was da auf Privatleute und Landwirte zukommen könne, mache ihm Sorgen. „Wir sind gar nicht in der Lage, das zu bezahlen, wenn sich die Hebesätze stark nach oben verändern, ganz abgesehen vom Papierkrieg zur Grundsteuer.“
Auf Kritik wegen Rückständen bei Steuererklärungen entgegnete Kaerger: „Wir haben die gleichen Probleme wie Gemeindeverwaltungen und Betriebe in der freien Wirtschaft – wir finden einfach keine Fachleute“, sagte sie.
Jutta Schütz