Im Schwarzwald gibt es zu wenig Raufutterfresser, um die Flächen offen zu halten. Gleichzeitig suchen Milchviehbetriebe alternative Vermarktungswege für ihre Kälber. Ein Lösungsansatz für beide Probleme: die Mast in der Region. Dazu informierte der BLHV beim ersten Kälbertag in Triberg.
Grillgeruch mischt sich mit leichtem Stallgeruch. Die Kälber in den Gruppenbuchten staunen nicht schlecht: In der anderen Hälfte ihres Stalls, wo eigentlich Futter und Stroh lagern, haben sich rund 300 Besucherinnen und Besucher versammelt, zu Essen gibt es unter anderem frisch gegrilltes Rindfleisch. Drumherum haben verschiedene Firmen ihre Stände aufgebaut. Hartmann, Agrotel, Förster-Technik, Schuler, Ascher, ZG Raiffeisen: Das sind nur einige Namen der insgesamt 16 Aussteller und Unterstützer des Fachtags Kälberaufzucht, der vergangenen Freitag auf dem Biobetrieb von Clemens Hug in Triberg-Gremmelsbach im Schwarzwald stattfand. Clemens Hug selbst hatte die Idee, diese kleine Messe zu veranstalten, um seine Berufskolleginnen und -kollegen auf das Thema Milchviehkälber aufmerksam zu machen. Denn auch er hat seine Kälber bis vor knapp einem Jahr noch für wenig Geld an den Viehhändler verkauft und wusste nicht, wo die Tiere letztlich landen. Nun kooperiert er mit dem knapp 30 Kilometer entfernten Betrieb von Martin Mahler, der ihm die zwölf bis 14 Wochen alten und rund 150 kg schweren Kälber abkauft und mästet. Dafür hat Hug in einen neuen Kälberstall investiert: Holsteiner System mit Tiefstreubuchten, Auslauf und Tränkeautomat. Besonders wichtig war ihm die Arbeitswirtschaft: Maximal zehn Minuten verbringt er täglich im Kälberstall. Vermarktet werden die Tiere über die Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind (EZG).
Interessierte erhielten nicht nur Einblicke in den Stall von Clemens Hug. Auch bei den Ausstellern gab es einiges zu sehen und viel Informationsmaterial. Vielleicht hat der ein oder andere im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen schon Mitstreiter für eigene Entwicklungsideen gefunden. (Bilder: Maria Wehrle)
Mitstreiter suchen
Und was gehört noch zu einer Messe außer Firmen, Besuchern und guter Verpflegung? Richtig: Fachvorträge. ZG-Grünlandexperte Alexander Süß sprach darüber, wie man im Grünland und Futterbau dem Klimawandel und den Veränderungen am Markt begegnen kann. Anne Wegerhof, Beraterin bei Naturland, und Lukas Kiefer von der Universität Hohenheim erklärten, wie es gelingen kann, Kälber aus der Milchviehhaltung in der Region zu mästen. Zusammen haben die beiden seit 2018 schon rund 650 Kälber von Bio-Milchviehbetrieben an Mastbetriebe vermittelt und dafür auch einheitliche Lieferkonditionen erarbeitet. „Absetzer sind schlechter als ihr Ruf und Milchviehkälber sind besser als ihr Ruf“, spricht Anne Wegerhof aus Erfahrung. So bringen die Kälber aus der Mutterkuhhaltung zwar ordentlich Kilos auf die Waage, wenn sie beim Mäster ankommen. In der Regel kommt es dann aber zu einem Wachstumsknick, weil diese Tiere nicht an festes Futter gewöhnt sind. Hier sollten Milchviehbetriebe ihren Vorteil ausspielen. Können die Kälber fressen und ist der Pansen bereits gut entwickelt, ist das deutlich entscheidender für die Mastfähigkeit als das Lebendgewicht. Die Wirtschaftlichkeit des Konzepts „Milchviehkälber auf der Weide mästen“ sieht Lukas Kiefer gesichert, wenn gute Erzeugerpreise gewährleistet sind und ausreichend öffentliche Gelder bezahlt werden, zum Beispiel Prämien aus der Zweiten Säule oder dem Vertragsnaturschutz. „Langfristig wird es nicht genügend Mutterkuh-Absetzer geben“, meint Anne Wegerhof. Damit sich diese Lücke schließt, braucht es aber Eigeninitiative. Deshalb empfiehlt die Beraterin: „Suchen Sie sich Mitstreiter.“
Auf Mitstreiter war auch Clemens Hug bei der Organisation des Kälbertags angewiesen. „Um einen solchen Tag zu organisieren, braucht es ein großes Netzwerk“, kann Clemens Hug aus Erfahrung sagen. In diesem Zusammenhang dankte er dem BLHV für seine Unterstützung und appellierte an seine Berufskollegen, selbst die Kraft des Verbandes zu nutzen. „Wir wollen für die Zukunft Lösungen anbieten und das können wir“, wandte sich BLHV-Präsident Bernhard Bolkart an die Besucherinnen und Besucher. Der Betrieb von Clemens Hug, seine Kooperation mit dem Betrieb Mahler und die EZG seien dafür gute Beispiele. Auch Landtagsabgeordnete Martina Braun hofft, dass solche Beispiele viele Nachahmer finden. BLHV-Ortsvorstand Helmut Finkbeiner freute sich, dass viele junge Landwirtinnen und Landwirte vor Ort waren und sich für das Thema interessierten. Dass aber nicht nur der Berufsnachwuchs für die „Zukunftsbauer“-Kampagne des Bauernverbandes stehen muss, brachte Silke Lanninger vom Landratsamt Schwarzwald-Baar auf den Punkt: „Landwirtinnen und Landwirte, die es schaffen, den Verbraucherinnen und Verbrauchern ihre Bindung zur Natur, zur Umwelt und ihren Tieren zu vermitteln: Das sind Zukunftsbauern.“
Im Schwarzwald gibt es zu wenig Raufutterfresser, um die Flächen offen zu halten. Gleichzeitig suchen Milchviehbetriebe alternative Vermarktungswege für ihre Kälber. Ein Lösungsansatz für beide Probleme: die Mast in der Region. Dazu informierte der BLHV beim ersten Kälbertag in Triberg.
Grillgeruch mischt sich mit leichtem Stallgeruch. Die Kälber in den Gruppenbuchten staunen nicht schlecht: In der anderen Hälfte ihres Stalls, wo eigentlich Futter und Stroh lagern, haben sich rund 300 Besucherinnen und Besucher versammelt, zu Essen gibt es unter anderem frisch gegrilltes Rindfleisch. Drumherum haben verschiedene Firmen ihre Stände aufgebaut. Hartmann, Agrotel, Förster-Technik, Schuler, Ascher, ZG Raiffeisen: Das sind nur einige Namen der insgesamt 16 Aussteller und Unterstützer des Fachtags Kälberaufzucht, der vergangenen Freitag auf dem Biobetrieb von Clemens Hug in Triberg-Gremmelsbach im Schwarzwald stattfand. Clemens Hug selbst hatte die Idee, diese kleine Messe zu veranstalten, um seine Berufskolleginnen und -kollegen auf das Thema Milchviehkälber aufmerksam zu machen. Denn auch er hat seine Kälber bis vor knapp einem Jahr noch für wenig Geld an den Viehhändler verkauft und wusste nicht, wo die Tiere letztlich landen. Nun kooperiert er mit dem knapp 30 Kilometer entfernten Betrieb von Martin Mahler, der ihm die zwölf bis 14 Wochen alten und rund 150 kg schweren Kälber abkauft und mästet. Dafür hat Hug in einen neuen Kälberstall investiert: Holsteiner System mit Tiefstreubuchten, Auslauf und Tränkeautomat. Besonders wichtig war ihm die Arbeitswirtschaft: Maximal zehn Minuten verbringt er täglich im Kälberstall. Vermarktet werden die Tiere über die Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind (EZG).
Interessierte erhielten nicht nur Einblicke in den Stall von Clemens Hug. Auch bei den Ausstellern gab es einiges zu sehen und viel Informationsmaterial. Vielleicht hat der ein oder andere im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen schon Mitstreiter für eigene Entwicklungsideen gefunden. (Bilder: Maria Wehrle)
Mitstreiter suchen
Und was gehört noch zu einer Messe außer Firmen, Besuchern und guter Verpflegung? Richtig: Fachvorträge. ZG-Grünlandexperte Alexander Süß sprach darüber, wie man im Grünland und Futterbau dem Klimawandel und den Veränderungen am Markt begegnen kann. Anne Wegerhof, Beraterin bei Naturland, und Lukas Kiefer von der Universität Hohenheim erklärten, wie es gelingen kann, Kälber aus der Milchviehhaltung in der Region zu mästen. Zusammen haben die beiden seit 2018 schon rund 650 Kälber von Bio-Milchviehbetrieben an Mastbetriebe vermittelt und dafür auch einheitliche Lieferkonditionen erarbeitet. „Absetzer sind schlechter als ihr Ruf und Milchviehkälber sind besser als ihr Ruf“, spricht Anne Wegerhof aus Erfahrung. So bringen die Kälber aus der Mutterkuhhaltung zwar ordentlich Kilos auf die Waage, wenn sie beim Mäster ankommen. In der Regel kommt es dann aber zu einem Wachstumsknick, weil diese Tiere nicht an festes Futter gewöhnt sind. Hier sollten Milchviehbetriebe ihren Vorteil ausspielen. Können die Kälber fressen und ist der Pansen bereits gut entwickelt, ist das deutlich entscheidender für die Mastfähigkeit als das Lebendgewicht. Die Wirtschaftlichkeit des Konzepts „Milchviehkälber auf der Weide mästen“ sieht Lukas Kiefer gesichert, wenn gute Erzeugerpreise gewährleistet sind und ausreichend öffentliche Gelder bezahlt werden, zum Beispiel Prämien aus der Zweiten Säule oder dem Vertragsnaturschutz. „Langfristig wird es nicht genügend Mutterkuh-Absetzer geben“, meint Anne Wegerhof. Damit sich diese Lücke schließt, braucht es aber Eigeninitiative. Deshalb empfiehlt die Beraterin: „Suchen Sie sich Mitstreiter.“
Auf Mitstreiter war auch Clemens Hug bei der Organisation des Kälbertags angewiesen. „Um einen solchen Tag zu organisieren, braucht es ein großes Netzwerk“, kann Clemens Hug aus Erfahrung sagen. In diesem Zusammenhang dankte er dem BLHV für seine Unterstützung und appellierte an seine Berufskollegen, selbst die Kraft des Verbandes zu nutzen. „Wir wollen für die Zukunft Lösungen anbieten und das können wir“, wandte sich BLHV-Präsident Bernhard Bolkart an die Besucherinnen und Besucher. Der Betrieb von Clemens Hug, seine Kooperation mit dem Betrieb Mahler und die EZG seien dafür gute Beispiele. Auch Landtagsabgeordnete Martina Braun hofft, dass solche Beispiele viele Nachahmer finden. BLHV-Ortsvorstand Helmut Finkbeiner freute sich, dass viele junge Landwirtinnen und Landwirte vor Ort waren und sich für das Thema interessierten. Dass aber nicht nur der Berufsnachwuchs für die „Zukunftsbauer“-Kampagne des Bauernverbandes stehen muss, brachte Silke Lanninger vom Landratsamt Schwarzwald-Baar auf den Punkt: „Landwirtinnen und Landwirte, die es schaffen, den Verbraucherinnen und Verbrauchern ihre Bindung zur Natur, zur Umwelt und ihren Tieren zu vermitteln: Das sind Zukunftsbauern.“
Maria Wehrle