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Kommentar: Resilienz auf Betrieben

Überall gibt es Empfehlungen, wie man den eigenen Betrieb zukunftsfähig gestalten kann. In der Schule werden oftmals noch Modelle unterrichtet, die von einer planbaren Zukunft ausgehen. Doch in der Realität bestimmen oft unvorhersehbare Veränderungen und Unsicherheit den Alltag.

Wie soll man da vorgehen? Das Stichwort ist Resilienz. Es beschreibt die Fähigkeit eines Betriebes, auch bei Schocks oder Störungen seine Funktionstüchtigkeit beizubehalten. Ich habe gerade meine Masterarbeit zum Thema Resilienz auf landwirtschaftlichen Betrieben geschrieben und es gibt verschiedene Empfehlungen, wie ein Betrieb resilient werden kann. Wichtig sind beispielsweise ein gutes Netzwerk und der Austausch mit Berufskollegen, verschiedene Wissensquellen (zum Beispiel das Wissen aus der Lehre ergänzen durch Regenerative Landwirtschaft, Permakultur etc.), vielfältige Vermarktungswege und Einkommensquellen etc. Am allerwichtigsten ist es jedoch, den eigenen Betrieb zu betrachten und zu überlegen: Wer sind meine Arbeitskräfte, was sind unsere Kapazitäten und Talente? Und dann zu schauen: Was ist in meinem Umfeld, gibt es eine tolle Genossenschaft oder einen Weiterverarbeiter, der faire Preise bezahlt? Bin ich nah an einer Stadt und könnte mir eine Direktvermarktung vorstellen? Habe ich leerstehende Gebäude und könnte mir eine Gastronomie oder (Ferien-) Wohnungen vorstellen? Resilienz kann demnach für jeden Betrieb anders aussehen. Bei einem kann es bedeuten, die Milchviehhaltung aufzugeben und lieber eine Mutterkuhherde im Nebenerwerb zu halten, um so das Einkommen zu diversifizieren. Beim nächsten kann es bedeuten, die Produktpalette zu vergrößern und damit in die Direktvermarktung zu gehen. Die Entscheidung muss jeder für sich treffen. Wichtig ist  jedoch, immer im Hinterkopf zu behalten: Die verschiedenen Strategien kämpfen oftmals um eine knappe Ressource, die Arbeitskraft des Betriebsleiters. Essenziell ist daher, nach einem Freizeitausgleich zu schauen, sich frühzeitig auch um die soziale Gesundheit des Betriebes zu kümmern. Denn alle Strategien bringen nichts, wenn beispielsweise ein Konflikt in der Familie oder eine ungeklärte Hofnachfolge alle Energie raubt.

Jennifer Shuler