Natur & Umwelt

Kommentar: Mit den Bauern gehen die Insekten

Drei Dinge haben mich in dieser Woche besonders beschäftigt. Zunächst das Artensterben: Die Schlagzeilen dazu verschonten niemanden.

Ich hörte darüber zuerst  im Auto, während ich in einer 30er-Zone an modernen Wohlstandsvorgärten des Freiburger Speckgürtels vorbeifuhr. Mein erster Gedanke war, dass diese Gärten des Grauens sicher ihren Teil dazu beitragen. In den Experteninterviews suchte ich später vergeblich nach Bestätigung. Scheint so, als ob Steingärten, englischer Rasen und Parkplätze nur bedingt die Artenvielfalt beeinflussten. Die zweite Schlagzeile  lautete: „Die letzten ihrer Art“ aus „Die Zeit“. Ein ausführlicher und nicht schlecht gemeinter Artikel über das Höfesterben in Deutschland. Ein Zitat daraus: „Die Bauern sind eigentlich eine Klasse von Überlebenden … Doch nun scheint zum ersten Mal in der Geschichte das Undenkbare möglich: dass die Klasse der Überlebenden nicht überlebt.“ Ähnlich apokalyptische Phrasen haben  auch die Biodiversitätsexperten gedroschen, als es noch um die Insekten ging. Beide Schlagzeilen haben aber nicht nur sprachliche Parallelen, sie stehen auch in einem inhaltlichen  Zusammenhang:  Denn mit den Bauern gehen auch die Insekten. Und wahrscheinlich ist das auch einer der maßgeblichen Gründe für das Insektensterben. Sollte man also nicht  alles verfügbare Geld in die Hand nehmen, um  bäuerliche Vielfalt in all ihren  Facetten zu erhalten? Nein, stattdessen zerreibt sich die politische Diskussion am Thema  „Öffentliches Geld für öffentliche Leistung“. Und das,  obwohl dringender  Handlungsbedarf für die Familienbetriebe besteht, siehe beispielsweise die BLHV-Forderung zur Eigenwasserversorgung oder zum SchALVO-Ausgleich.  „Nur Vielfalt schafft Vielfalt“ war die dritte große Schlagzeile meiner Woche. Aber ich habe den Artikel nicht gelesen, weil ich mir schon gedacht habe, was darin stehen wird.

Elsner

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