Verbandsarbeit Politik

Kommentar: Mehr als nur eine Pflicht

Dass nun doch dringend benötigte Erntehelfer nach Deutschland kommen können, ist kein Gefallen der Bundesregierung an die deutschen Landwirte.

Es war eine systemrelevante und daher notwendige Entscheidung, die an das enge Vertrauen geknüpft ist, dass sich die Landwirte an die Hygieneregeln halten. Bekannterweise ist Vertrauen gut, aber Kontrolle ist besser, das gilt insbesondere in der Politik. Aber auf eine Kontrolle sollte es niemand ankommen lassen. Landwirte, bei denen jetzt Erntehelfer auf den Feldern arbeiten, haben nicht nur die systemrelevante Aufgabe, für Lebensmittel zu sorgen, sondern auch die Pflicht, ihre Arbeitskräfte und die ganze Bevölkerung vor Infektionen zu schützen. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass man beide Pflichten ernst nimmt und sie nicht gegeneinander aufwiegt. Vielleicht aber beschäftigt viele Landwirte mehr die Frage, ob die Kontingente für alle ausreichen werden. Die Zeichen stehen gut, dass es für das Notwendigste reichen wird. Und es wird für alle reichen, wenn alle solidarisch sind. Das heißt: Nicht mehr vom Kontingent beanspruchen, als wirklich benötigt wird.

Man darf auch nicht die Ankündigung von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner vergessen, dass zusätzlich 20000 deutsche Helfer auf den Feldern mitarbeiten sollen. Keine Frage, es gab kaum gute Erfahrungen mit Erntehelfern aus dem Inland – bis jetzt. Es ist aber auch lange her, dass so viele Menschen auf einen Schlag in Deutschland keine Vollzeitbeschäftigung oder gar keine Arbeit mehr hatten. Viele dieser Menschen wollen und, das ist fast genauso wichtig, können mit anpacken. Sie werden schnell merken, dass der Muskelkater vom Spargelstechen erfüllender ist als der von der Joggingrunde, die nur aus Langeweile gedreht wird. In der Summe wird es für alle reichen, wenn man nur will.

Padraig Elsner

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