Natur & Umwelt

Kommentar: Ist das jetzt schon ein Markt?

Es begann wohl alles mit einer „Ebay-Kleinanzeige“ eines Landwirts. Das Prinzip ist einfach: Wenn jemand genug Geld bietet, sät der Landwirt anstatt Getreide eine Blühmischung aus – schon ist eine Blühpatenschaft entstanden.

Sehr schnell fanden sich immer mehr solcher Angebote im Netz. Ist jetzt schon ein Markt für Blühflächen entstanden? Für mich steht fest, dass es kein Markt werden darf. Denn in einem Markt bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis, auch haben früher oder später Monopolisten ihre Finger im Spiel. Bei einer Blühpatenschaft sollte nur einer den Preis bestimmen: der Landwirt. Er sollte keinen Verlust machen, sondern ihm sollte ein Gewinn gegönnt sein, und am Ende müssen Landwirt und Pate mit dem Geschäft zufrieden sein. Sobald dieses Geschäftsmodell marktwirtschaftliche Züge annimmt, geht die ursprüngliche Idee verloren. Es geht darum, die Bevölkerung direkt an der Lösung des Problems Insektensterben zu beteiligen. Das ist soweit schon gelungen. Aber wohin die Reise geht, kann man jetzt noch nicht sagen. Vielleicht muss die Bundesregierung bald eingreifen und per Gesetz sicherstellen, dass ein Mindestmaß an Flächen  auch landwirtschaftlich genutzt wird, um die Lebensmittelversorgung garantieren zu können? Zu hoffen ist, dass sich das Beteiligungskonzept durchsetzt. Es ist nicht nur für Blühflächen anwendbar. Wollen Bürger in ihrem Ort mehr Grundwasserschutz? Dann fragen sie ihren Landwirt, was das kostet, und geben ihm das Geld. Das Prinzip klingt einfach, die Umsetzung ist komplizierter, und dabei könnte man sicher Unterstützung benötigen. Aber was machen potenzielle Unterstützer? Sie initiieren Volksbegehren. 

Elsner