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Kommentar: Herber Rückschlag für grüne Politik

Es ist eine hohe Kunst, Landwirtschaft und Klimaschutz in Einklang zu bringen. Manchmal ist es auch die Quadratur des Kreises, weil sich die Belange allzu häufig widersprechen. Doch der Ausbau  von Agri-PV-Anlagen ist in diesem Zusammenhang eine der leichteren Aufgaben. Bei der gemeinsamen Flächennutzung mit Landwirtschaft und Stromerzeugung können beide Seiten gewinnen. Auch wenn für beide etwas weniger Ertrag rauskommt, ergibt die Summe ein Plus gegenüber der einfachen Nutzung. Unser sonnenverwöhntes Südbaden bringt die besten Voraussetzungen mit, um das Silicon Valley der Agri-Photovoltaik zu werden. Über Obstplantagen, die ohnehin mit Hagelnetzen geschützt werden müssen, kann man sich gut ergänzende PV-Module vorstellen. Zudem ist hier jeder zweite Hektar Grünland und der Solarpark bei Donaueschingen zeigt, wie Grünlandnutzung und Solarstromproduktion durch vertikal aufgestellte PV-Module zusammengebracht werden können. Könnte Südbaden also wirklich ein Eldorado der Agri-Photovoltaik werden? Eigentlich schon. Doch das Eckpunktepapier der grünen Bundesministerien will dieser Vorstellung einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Ihrer Vorstellung nach soll Agri-PV  nicht auf Grünland stattfinden, aus Gründen des Natur- und Klimaschutzes. Ja, das ist absurd, in vielerlei Hinsicht. Wie der Naturschutz durch vertikale Module, unter denen sich Mikrobiotope in Form von Altgrassstreifen bilden könnten, gefährdet wird, kann ich mir nicht erklären. Wenn man nachhaltige Stromerzeugung und Lebensmittel zusammenbringen möchte und im gleichen Eckpunktepapier die mögliche nutzbare landwirtschaftliche Fläche in der sonnenreichsten Region Deutschlands schlichtweg halbiert, dann hat man seinen Plan nicht bis zum Ende gedacht oder ohne die Landwirtschaft gemacht. Und das ist ein herber Rückschlag für die grüne Landwirtschafts- und Umweltpolitik, denn hier hätte man mit etwas mehr landwirtschaftlichem Sachverstand gut Punkte machen können.  

Elsner