Verbandsarbeit

Kommentar: Enkeltaugliche Landwirtschaft

Wenn man über die Zukunft der Landwirtschaft diskutiert,  fällt häufig die Forderung nach einer „enkeltauglichen Landwirtschaft“. Das ist  eine schöne Bildsprache, gegen die keiner Einwände hat. Wer möchte nicht, dass seine Enkelkinder in Zukunft auch von der Landwirtschaft profitieren, beziehungsweise, dass die Landwirtschaft von heute so ist, dass sie auch der nächsten Generation eine taugliche Lebensgrundlage bieten kann. Die Einigkeit dafür zu sein, löst sich jedoch alsbald auf, wenn man darüber spricht, wie eine enkeltaugliche Landwirtschaft heute aussehen soll. Manche meinen, sie müsste vollständig frei von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln sein. Andere meinen, sie könnte so bleiben wie sie ist. Dazwischen gibt es unzählige unterschiedliche Meinungen. Obwohl ich immer wieder enttäuschende Beispiele finde, insbesondere in den sozialen Medien, glaube ich daran, dass unsere moderne Gesellschaft in der Lage ist, aus diesem Meinungspool heraus ein konsensfähiges Leitbild zu formulieren. Ein Leitbild, das beschreibt, wie eine enkeltaugliche Landwirtschaft aussehen sollte. Weniger optimistisch bin ich, wenn ich versuche auszumalen, was unsere Gesellschaft mit diesem Leitbild anfangen würde. Vermutlich würde man ein Regelwerk aufstellen, das im Detail erklärt, wie, was und wann getan werden müsste, um das Leitbild zu erfüllen. Wo viele Regeln sind, braucht man auch viele Kontrollen, weil sonst die Regeln nichts taugen. Gerade Landwirtinnen und Landwirte kennen die Folgen des gesellschaftlichen Regulierungsbedürfnisses aus der GAP, der Düngeverordnung und vielen weiteren Beispielen. So würde sich das gemeinschaftlich geschaffene Leitbild einer enkeltauglichen Landwirtschaft  selbst wieder abschaffen, weil das Paradigma unserer Kontroll- und Regelungskultur nicht enkeltauglich ist. Es reicht also nicht aus, sich darauf zu einigen, was zu tun ist, sondern wie es umgesetzt werden soll. Für eine zukunftsfähige Umsetzung müssen wir uns auf einen Paradigmenwechsel auch in unserer Kontroll- und Regelungskultur einlassen.

Elsner