Dass die Deutschen eine besondere Beziehung zu ihren Wäldern haben, ist international bekannt. Wälder prägen unsere Märchen, unsere Freizeit, unseren Baustil und unseren Wohlstand. Letzteres ist zwar immer noch aktuell, aber nicht mehr so akut in den Köpfen unserer Gesellschaft wie damals, als ausschließlich das Entfachen eines Feuers Wärme in die Stube und Hitze in den Herd brachte. Heutzutage kommen Energie und Rohstoffe einfach bei der Bevölkerung an: So einfach, dass man sich keine Gedanken mehr darum machen muss, woher sie denn kommen. Und obwohl oder gerade weil die individuelle wirtschaftliche Abhängigkeit vom Wald immer kleiner wird, nimmt die emotionale Bindung stetig zu. Wer heutzutage in den Wald geht, um eine Fichte für den Neubau seines Dachstuhls zu schlagen, ist ein Sonderling, aber Waldbaden – ohne See – ist ein neuer Volksport. Eigentlich kann der Wald für beides da sein: Er kann uns Holz und Energie liefern und gleichzeitig für unser Seelenheil sorgen, vorausgesetzt, Waldbaden und Bäumefällen finden nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort statt. Trotzdem entsteht ein Nutzungs- und Interessenkonflikt, weil der Wald selbst vor großen Veränderungen steht, und man sich darüber streitet, wer die Veränderung in seinem Sinne gestalten darf. Hier gibt es diejenigen, die den Wald einfach in Ruhe und der Natur freien Lauf lassen wollen, ihn also auch nicht nutzen wollen, um Rohstoffe zu gewinnen. Dieser Plan kommt in der Bevölkerung gut an, weil er zum einen leicht erklärt und zum anderen das größte Freibad für Waldbade-Fans schaffen würde. Woher wir dann jedoch unseren nachhaltigsten Rohstoff nehmen, lässt dieser Plan offen, mit möglicherweise fatalen Folgen für die heimische Wirtschaft und für den Klimaschutz. Die Natur einfach machen lassen, mag vielleicht für die Natur gut sein, und denen gefallen, die in ihr lediglich einen Wohlfühlort sehen. Ihr aber eine existenzielle Rohstoffgrundlage für uns Menschen vollständig zu überlassen, wäre nicht im Sinne der Nachhaltigkeit, die neben der Ökologie auf zwei weiteren Säulen steht.
Padraig Elsner
Dass die Deutschen eine besondere Beziehung zu ihren Wäldern haben, ist international bekannt. Wälder prägen unsere Märchen, unsere Freizeit, unseren Baustil und unseren Wohlstand. Letzteres ist zwar immer noch aktuell, aber nicht mehr so akut in den Köpfen unserer Gesellschaft wie damals, als ausschließlich das Entfachen eines Feuers Wärme in die Stube und Hitze in den Herd brachte. Heutzutage kommen Energie und Rohstoffe einfach bei der Bevölkerung an: So einfach, dass man sich keine Gedanken mehr darum machen muss, woher sie denn kommen. Und obwohl oder gerade weil die individuelle wirtschaftliche Abhängigkeit vom Wald immer kleiner wird, nimmt die emotionale Bindung stetig zu. Wer heutzutage in den Wald geht, um eine Fichte für den Neubau seines Dachstuhls zu schlagen, ist ein Sonderling, aber Waldbaden – ohne See – ist ein neuer Volksport. Eigentlich kann der Wald für beides da sein: Er kann uns Holz und Energie liefern und gleichzeitig für unser Seelenheil sorgen, vorausgesetzt, Waldbaden und Bäumefällen finden nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort statt. Trotzdem entsteht ein Nutzungs- und Interessenkonflikt, weil der Wald selbst vor großen Veränderungen steht, und man sich darüber streitet, wer die Veränderung in seinem Sinne gestalten darf. Hier gibt es diejenigen, die den Wald einfach in Ruhe und der Natur freien Lauf lassen wollen, ihn also auch nicht nutzen wollen, um Rohstoffe zu gewinnen. Dieser Plan kommt in der Bevölkerung gut an, weil er zum einen leicht erklärt und zum anderen das größte Freibad für Waldbade-Fans schaffen würde. Woher wir dann jedoch unseren nachhaltigsten Rohstoff nehmen, lässt dieser Plan offen, mit möglicherweise fatalen Folgen für die heimische Wirtschaft und für den Klimaschutz. Die Natur einfach machen lassen, mag vielleicht für die Natur gut sein, und denen gefallen, die in ihr lediglich einen Wohlfühlort sehen. Ihr aber eine existenzielle Rohstoffgrundlage für uns Menschen vollständig zu überlassen, wäre nicht im Sinne der Nachhaltigkeit, die neben der Ökologie auf zwei weiteren Säulen steht.
Padraig Elsner