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Erntedankbrief

Am 1. Oktober, zwei Tage vor dem  Erntedanktag, feiert der BLHV Erntedank in Form eines Erntegesprächs  auf einem Bauernhof. Coronabedingt, wie schon 2020, in kleiner Runde, mit Repräsentanten der katholischen Kirche. Der Einstieg wird ein Rundgang im Stall und im Betrieb sein. Dann werden wir schnell bei den  Themen der Zeit sein: Fragen und Erwartungen zur Tierhaltung, die Situation im Wald, Positionen zum Pflanzenschutz und  die soziale Situation der Bauernfamilien.

Erhalt der Schöpfung und Wertschätzung von Ernte und Nahrungsmitteln  ist sicher ein gemeinsames Anliegen der Kirchen und der Landwirtschaft. Wir werden  einig sein in der Aussage, dass Bauer und Bäuerin mit  Familie gut von ihrer Arbeit, ihren Produkten, ihrer Ernte leben können. Die Fragen sind immer wieder: Wie können die Ziele erreicht werden? Wie können Zielkonflikte  aufgelöst werden? Angefangen bei der Tierhaltung:  Mehr Tierwohl ist oft in alten Ställen nicht umsetzbar, es braucht  massive Investitionen, die mit den derzeitigen Preisen für Milch,  Kälber und   Schweine nicht  finanzierbar sind.

 2021 hat auch die engen Grenzen für weniger Pflanzenschutz  bei Bioerzeugung und  im konventionellen Anbau deutlich gemacht. Termingerechtes, präzises Arbeiten war Voraussetzung  für eine Ernte! Weniger Herbizide zum Beispiel heißt mehr Bodenbearbeitung, dies wirkt kontraproduktiv für Humusaufbau und damit CO2-Speicherung. Dann gibt es noch die invasiven Schädlinge und etliche neue Pilzkrankheiten, die Wald, Obst und Wein zu schaffen machen.

Ziel ist die Klimaresilienz der Landwirtschaft, das heißt, sie stabil zu machen für den Klimawandel. Dazu brauchen wir Forschung, Züchtung und Innovation, aber auch Sachlichkeit in der Diskussion und wieder mehr Wissen um die Zusammenhänge in der Natur.

Ein weiteres Ziel ist die Stärkung der Biodiversität, das heißt Lebensraum und Nahrung für Insekten zu schaffen. Hier haben wir Landwirte mit Blühflächen, Randstreifen und Untersaaten schon sichtbar viel getan.

 Die Kernaufgabe sehen wir Landwirte aber nach wie vor in der Erzeugung von Nahrungsmitteln – in guter Qualität, gesund und unbedenklich und ausreichend für die Ernährung der vielen Menschen auf dieser Welt. Ernährungssicherung und Ernährungssouveränität müssen stärker auf die politische Agenda. 

Masken aus China, Medikamente und Mikrochips aus Indien machen das Risiko von Abhängigkeiten deutlich, nicht auszudenken wären Engpässe bei der Nahrungsmittelversorgung. Die Folgen des Klimawandels wurden uns über die Ereignisse im Ahrtal, die Berichte über Waldbrände und Extremtemperaturen in Südeuropa, Kanada und den USA deutlich vor Augen geführt.

Frost im Frühjahr, der viele Regen im Sommer, Pilzkrankheiten und Verderb bei Kirschen und Beeren in diesem Jahr waren Herausforderungen für Bäuerinnen und Bauern. Erntedank soll Anlass sein, über all dies nachzudenken.

Trotz allem ist die Versorgung der Bevölkerung wieder gesichert. Nachdenklich und dankbar feiern wir auch dieses Jahr den Erntedank. Dank an alle Landfrauen, Bäuerinnen und Bauern, die  Gaben für Erntedankaltäre bereitstellen und diese liebevoll gestalten. Kirche ist Ort der Begegnung, Kirchen sind wichtige Kraft in der Gesellschaft und können einen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion leisten.

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