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Rückblick Landesbauerntag

Trotz der zweifelsohne schwierigen Zeiten gelang es dem BLHV, am vergangenen Samstag beim Landesbauerntag eine kurzweilige, angenehme Atmosphäre zu erzeugen. Der Saal war voll, die Redner bekundeten ihre Verbundenheit mit der Landwirtschaft und es gab reichlich Gelegenheit für die Mitglieder zu argumentieren und zu diskutieren.

Mürrische Stimmen unter den Gästen musste man nach dem Landesbauerntag des BLHV in St. Georgen im Schwarzwald suchen. Lobende Äußerungen gab es dagegen reichlich für Ablauf und Inhalt der wichtigsten Veranstaltung des BLHV für Südbadens Bäuerinnen und Bauern im Jahresverlauf. Frisch, kurzweilig, inhaltlich nach vorne gerichtet – so war die Veranstaltung konzipiert und so blieb sie bei den allermeisten Besucherinnen und Besuchern auch hängen, als es auf den Nachhauseweg ging.  „Ich bin überwältigt“, meinte ein Obstbauer aus Wyhl sogar spontan. Dem BLHV ist es insgesamt gelungen, das Motto der Veranstaltung „Zukunftsbauern – raus aus der Opferrolle“ umzusetzen. Dabei sind die Themen derzeit alles andere als erfreulich, mit denen Bäuerinnen und Bauern zu tun haben. Zu den Folgen des Ukraine-Krieges mit enormen Kostensteigerungen und Unsicherheiten für die Verfügbarkeit von Betriebsmitteln und die Produktion kommt jetzt neu ein ganz dicker Brocken hinzu, der die Landwirte landauf, landab fassungslos macht: Die Pläne der EU-Kommission, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 nicht nur um 50 Prozent zu senken, sondern ihn in Schutzgebieten komplett zu verbieten.

„Lasst uns aktiv die Lösungen angehen – raus aus der Opferrolle“: BLHV-Präsident Bernhard Bolkart bei seiner ersten Grundsatzrede auf einem Landesbauerntag vor rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im vollen Saal. Die Landfrauen aus St. Georgen hatten die Halle liebevoll geschmückt und sorgten dafür, dass niemand hungrig nach Hause gehen musste (Bild: Eberenz). 

„EU-Pläne fern jeder Realität“

Nach immer noch gültiger Lesart zählen dazu auch Landschaftsschutzgebiete. „Die Pläne sind fern jeder Realität. Etwa 50 Prozent der Landesfläche wären betroffen und damit so gut wie jeder Betrieb, auch Biobetriebe“, betonte Bernhard Bolkart in seiner ersten Grundsatzrede als BLHV-Präsident. Dabei bekannte sich Bolkart  prinzipiell zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln.  Er riet aber Frans Timmermans, dem Initiator  der EU-Pläne und  Stellvertreter von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen,  sich anzuschauen, welchen Lösungsansatz das Land Baden-Württemberg mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz bietet. Daran solle er sich ein Beispiel nehmen. Denn am Anfang des Weges zum Biodiversitätsstärkungsgesetz stand das Ansinnen von „ProBiene“, das ähnliche Züge aufwies wie jetzt das neue für ganz Europa aus der Ideenschmiede der EU-Kommission.

Ministerpräsident zu Gast: „Die Landwirtschaft hat eine enorme Bedeutung für den Reichtum unseres Landes.“ Winfried Kretschmanns sehr der Landwirtschaft zugewandte Worte freuten BLHV-Präsident Bernhard Bolkart und alle im Saal der Stadthalle von St. Georgen (Bild: Eberenz). 

Schützenhilfe gab es bei diesem brennenden Thema  von den anwesenden Politikern, allen voran Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Das EU-Vorhaben ist gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Diese massive Einschränkung ist einfach nicht zumutbar. Wir werden unseren Widerstand dagegen einbringen“, sagte Kretschmann und erhielt dafür Beifall im Saal. Der Ministerpräsident zeigte bei seiner Rede viel Sympathie und Anerkennung für die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern sowie ihrer berufsständischen Vertretung in Südbaden. So habe sich der BLHV bereits vorausschauend das Thema Ernährungssouveränität auf die Fahnen geschrieben, bevor Russland die Ukraine angriff und es schnell überall ein drängendes Problem wurde. Kretschmann sprach  den gerade begonnenen Strategiedialog ebenso an wie die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft als Teil des Mittelstandes in Baden-Württemberg. „Die Landwirtschaft hat eine enorme Bedeutung für den Reichtum unsere Landes“, betonte der Ministerpräsident.      

Lob für Landes- und Kommunalpolitiker

Der Grußwortredner aus der Landespolitik, Martin Hahn, Grünen-Abgeordneter im Landtag und Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, sowie die Kommunalpolitiker Sven Hinterseh, Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises, und Michael Rieger, Bürgermeister von St. Georgen, äußerten  in ähnlicher Weise Wertschätzung und Verständnis für die Belange der Bäuerinnen und Bauern. Das kam so klar und authentisch im Saal an, dass alle ein Sonderlob einheimsten, von BLHV-Präsident Bernhard Bolkart und zum Abschluss noch einmal von Vizepräsident Karl-Heinz Mayer, der den Landesbauerntag des BLHV offiziell schloss. Ein Grußwort „aus dem eigenen Stall“ gab es von Felix Wentz, Bund Badischer Landjugend. Turnusgemäß vertrat er diesmal den Landfrauenverband Südbaden mit. Er sprach über das Selbstverständnis der Bauern und animierte unter anderem zu „kleinen Schritten, die zur Verbesserung unseres Ansehens führen“. BLHV-Präsident Bernhard Bolkart sprach in seiner Grundsatzrede weitere  Themen an, die den Berufsstand in Südbaden stark beschäftigen. Beim Thema 12 Euro Mindestlohn forderte er EU-weit gleiche Bedingungen für Saisonarbeitskräfte, „sonst verschwinden unsere Sonderkulturen“. Beim Wolf im Schwarzwald sieht Bolkart eine neue Eskalationsstufe erreicht, nachdem mittlerweile vermehrt  Risse von Rindern zu beklagen sind. Früh habe der BLHV angezweifelt, „dass bei uns Wolf und Weidetierhaltung Hand in Hand gehen können“. Froh sei er zwar, beim Land die Fördermaßnahmen für den Schutz gegen den Wolf erreicht zu haben. Er forderte aber eine neue Definition für einen Problemwolf, der die neue Gefährdungslage berücksichtige. Sorgen bereiten Bolkart nach eigenen Worten die Folgen des Klimawandels für den Wald: „Wir Bauern sind dran, den Wald klimaresilienter zu machen. Das geht aber nur sukzessive. Ich kann nicht auf einmal alle Fichten niedermachen“, wurde er hier deutlich. Bernhard Bolkart bekannte sich zum Abschluss seiner Rede zu einer nach vorne gerichteten Herangehensweise des Berufsstandes an die Herausforderungen der Zukunft: „Lasst uns aktiv die Lösungen angehen – raus aus der Opferrolle.“

Eberenz

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