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Die Verbundenheit zwischen Glaube und Landwirtschaft neu entdecken

Der Erntedank-Gottesdienst des BLHV fand dieses Jahr auf dem Geflügelhof Kaiser in Stühlingen-Wangen statt. Die Predigt wurde von Weihbischof Dr. Peter Birkhofer gehalten.

Was normalerweise als Unterstand für die landwirtschaftlichen  Maschinen von Familie Kaiser dient, wurde für einen Nachmittag in einen festlich dekorierten Raum für den diesjährigen Erntedank-Gottesdienst verwandelt: Reichlich Obst, Gemüse, Getreide, Eier, Nüsse und Wein führten vor Augen, was die Natur alles zu schenken hat. Mit Blumen und Körben geschmückt auf Heu- und Strohballen kam der erhöhte Altar  schön zur Geltung.

Die Kaisers haben sich mit vielen unterstützenden Händen schon Tage davor ans Werk gemacht, um dem Event einen würdevollen Rahmen zu bieten. Dass das sehr gut gelungen ist, bestätigten auch die Besucherinnen und Besucher nach dem Gottesdienst in der gut gefüllten Halle.

Wunderschöne Dekoration bei der Erntedankfeier des BLHV

Die Zahl der Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind, wird täglich geringer und auch die Kirche wird insgesamt kleiner – aber nimmt deswegen ihre Bedeutung ab? Für Weihbischof Dr. Peter Birkhofer ist das nicht der Fall – im Gegenteil: „Die Bedeutung der Landwirtschaft nimmt eher exponentiell zu. Genauso wichtig ist der spirituelle Mehrwert, der Raum gibt für das Göttliche“, sagt der katholische Weihbischof der Erzdiözese Freiburg.

Welchen hat das Brot? In seiner Predigt fragte er zunächst, wie viel Lebensmittel kosten würden und welchen Wert das Brot hat. „Das Brot und das Wort sind Kleingeld geworden“, bedauerte er und erinnerte daran, dass das Brot, als Symbol des Friedens und des Lebens,  heilig  und nicht zum Wegwerfen gedacht sei. Essen führt zusammen, lässt Freundschaften entstehen und erhält die körperliche Existenz. Der Weihbischof stammt selbst von einem landwirtschaftlichen Betrieb im Bodenseeraum, aber hat sich  früher lieber in Bücher vertieft, statt auf dem Feld zu helfen, wie er schmunzelnd verrät. Doch sein Sinn für die Landwirtschaft ist ausgeprägt: Mit dem Satz „Allein von Wertschätzung und Applaus kann kein Landwirt leben“ wies er darauf hin, dass die kommende Generation in vielen Fällen den Hof nicht mehr übernehmen möchte. Deshalb müsse sich die Wertschätzung im Verhalten und Leben eines jeden Einzelnen widerspiegeln. Denn: Kulturlandschaft und Erntedank gehören zusammen.

Wer dankt, denkt Der heutige Dank gebühre dem Schöpfer und den Landwirten mit ihrem Engagement für die Kulturlandschaft. „Wer dankt, denkt“, waren drei einfache Worte des Weihbischofs, die ihrerseits zum Nachdenken anregen. „Die Aussaat ist keine sinnlose Aktion“, sagte  Birkhofer und bezog sich dabei nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern auch auf den Glauben. Er erklärte, dass das Wachsen der Früchte zeige, dass nicht alles in unserer Hand liegt. Deshalb sei jeder einzelne Augenblick ein Geschenk –  wertvoll und nicht wiederholbar.

Präsident Bernhard Bolkart teilte in seiner Begrüßungsrede ein paar Gedanken zum Thema „Obwohl die Erde krank – Erntedank?“. Dieses Motto wählten die Landjugendlichen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis bei ihrem diesjährigen Kreiserntedankfest in St. Georgen. Die verschiedenen Landjugendgruppen bauten aufwendige Motivwagen, die sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzten (siehe auch BBZ 40, Seite 37). Bolkart fasste das Jahr aus landwirtschaftlicher Sicht zusammen: Zunächst ein recht nasses Frühjahr, verbunden mit der Hoffnung, genügend Feuchtigkeit bis zur Ernte zu haben. Dann kam jedoch schnell eine lang anhaltende trockene Phase mit viel Ostwind und einer großen Hitze. Pflanzen und Bäume hatten Hitzestress, Flüsse und Bäche zu wenig Wasser – die Hoffnung auf eine gute Ernte schwand. Plötzlich auftretende lokale Unwetter sorgten für große Zerstörungen innerhalb von  Minuten. Auch mit der Ernte musste vielerorts immer wieder gewartet werden. „Dafür, dass das Jahr ein Wechselspiel der Gefühle war, können wir doch für eine gute Ernte danken“, sagte der Präsident.

Hauptgeschäftsführer Benjamin Fiebig, Präsident Bernhard Bolkart und Vize-Präsident Karl-Heinz Mayer unterhalten sich.

Er selbst versucht, nicht nur am Erntedankfest dankbar zu sein für alles, was wir haben.  Da die Erde krankt, sei  Handeln notwendig. „Es bedarf ein paar mutiger Schritte“, regte er an und meinte damit auch die Bereitschaft, Veränderungen anzugehen. „Für uns Bauern bedeutet das, dass wir bereit sein müssen, alles anzugehen, was wir tun können – wobei das bei den meisten der Fall ist.“ Jedoch müsse man mit den Lösungen, die die Landwirtschaft bietet, auch in die Öffentlichkeit gehen und darauf bestehen, dass das Handeln eine Gemeinschaftsaufgabe ist. Außerdem sollte darüber nachgedacht werden, ob man auch mit ein bisschen weniger zufrieden sein kann.  Mit dem Satz „Brot, Frieden und Freiheit wachsen auf demselben Halm“ beendete Bernhard Bolkart seine Begrüßungsrede.

Um dem seltenen Miteinander noch mehr Zeit zu geben, lud er im Namen des BLHV nach dem Gottesdienst zum gemeinsamen Kaffee, Kuchen und „Mehr“ ein –  die Gastgeber tischten auch herzhafte  Köstlichkeiten auf.  Im Gegensatz zu letztem Jahr blieb man vom Regen verschont, obwohl er so dringend notwendig wäre. Dafür bot der Nachmittag sommerliche Temperaturen und Sonnenschein.

Schöner Choresang

Wir ziehen in den Frieden

Mit dem Lied von Udo Lindenberg „Komm wir zieh’n in den Frieden, wir sind mehr als du glaubst“ hat es der Männergesangverein Ewattingen geschafft, einen Gänsehaut-Moment zu erzeugen. Das ohnehin ergreifende und eindrucksvolle Stück, in dem auch Artikel eins und drei des Grundgesetzes vorgelesen werden, wurde von den Männern  würdevoll umgesetzt –  begleitet von Leiterin Anja Schuler am Klavier. Aber nicht nur dieses Lied, sondern auch die zahlreichen anderen Klassiker gaben dem diesjährigen  Erntedankgottesdienst einen besonderen Rahmen.

hen

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