Im Teil drei der BBZ-Serie über Landwirte aus Südbaden, die vom Volksbegehren Artenschutz betroffen sind, werfen wir einen Blick auf die Baar: Klaus Grieshaber aus Bräunlingen-Döggingen erläutert seine Haltung.
Klaus Grieshaber aus Bräunlingen-Döggingen im Schwarzwald-Baar-Kreis kann dem Gesetzentwurf von „proBiene“ zum Artenschutz nur seine Hoffnung abgewinnen, dass die Landwirtschaft wieder mehr im Fokus steht und der Verbraucher wieder mehr Wertschätzung für die landwirtschaftliche Arbeit aufbringt. Ansonsten steht er dem Volksbegehren kritisch gegenüber und teilt die Befürchtung seiner Berufskollegen, dass die Interessen der Landwirtschaft im Gesetzesentwurf nicht berücksichtigt werden.
Die Entwicklung des Hofes
Zusammen mit seiner Familie wohnt er auf einem Aussiedlerhof, den seine Eltern 1965 wegen fehlender Erweiterungsmöglichkeiten im Ortskern bauten und der durch Flurbereinigungsmaßnahmen arrondiert wurde. Bis 1983 hatte sein Vater einen Mischbetrieb mit Milchvieh, wie es damals üblich war. Nach Umbaumaßnahmen spezialisierte er sich auf die Schweinehaltung. Als Klaus Grieshaber 1989 mit 30 Jahren den Hof übernahm, wurde dieser erweitert und die Schweinehaltung verdoppelt. Heute führt er den Betrieb zusammen mit seinem Sohn Bernd als GbR, ein Auszubildender gehört ebenfalls zum Team. Der heutige Maststall bietet 500 Mastplätze und Platz für etwa 80 Zuchtsauen. Die Schweine werden komplett mit eigenem Futter versorgt und über Edeka komplett regional vermarktet. Die Ferkelerzeugung ist mit hohem Arbeitsaufwand verbunden, den nur noch einzelne Betriebe im weiten Umkreis auf sich nehmen. „Unsere Lage weit außerhalb des Orts ist für die Schweinehaltung von Vorteil“, sagt Grieshaber. 2008 entschloss er sich zum Bau einer Biogasanlage, hauptsächlich zur Verwertung der Schweinegülle. Die dadurch erreichte starke Geruchsminderung war ein willkommener Nebeneffekt. Aber auch die damals auf einem Tiefpunkt angelangten Getreidepreise waren für die Biogasproduktion entscheidend: „Die energetische Verwertung war deutlich wirtschaftlicher“, sagt er. Heute kommen neben Mist und Gülle auch Triticale, Mais und Gras, also alles, was nicht für die Schweine benötigt wird, in die Anlage. Die Wärme wird im Winter komplett auf dem Hof verbraucht, im Sommer könnte er noch Wärme abgeben. Neben der Wohnung wird der Stall für die mit großem Wärmebedarf verbundene Ferkelaufzucht beheizt und das Getreide getrocknet. Auch nutzen zwei holzverarbeitende Betriebe die Wärme auf dem Brandhof für die Trocknung von Holz- und Hackschnitzeln. Neben der Arbeit auf dem Hof und als Lohnunternehmer engagiert sich Klaus Grieshaber ehrenamtlich als Vorsitzender des Maschinenrings, als Wahlausschussmitglied der örtlichen Volksbank und als Elferrat beim Narrenverein.
Pflanzenschutzverbot beträfe fast alle Flächen
Sollte das Volksbegehren Erfolg haben, müsste er komplett auf Bio umstellen. „Anders wäre der Betrieb nicht mehr funktionsfähig“, sagt er mit Blick auf den hohen Anteil an Schutzgebieten im Schwarzwald-Baar-Kreis. Das in Schutzgebieten vorgesehene Verbot des Pflanzenschutzmitteleinsatzes beträfe somit fast alle Flächen des Betriebes. 96 Prozent der Flächen in diesem Gebiet sind nach Aussage des BLHV-Kreisvorsitzenden Karl-Heinz Bäurer Vogelschutzgebiete. Der Anbau von Raps wäre somit schier unmöglich und der würde den Bienen auf jeden Fall fehlen. Die Umstellung würde für seinen Hof eine Halbierung des Schweinebestandes bedeuten, da das Futter auch entsprechend fehlen würde. „Für die Biogasanlage hätten wir nur noch die Hälfte an Input“, sagt er. Futterzukauf wäre nicht möglich, da sich ja alle Landwirte in derselben Situation befänden. Weniger zu produzieren und dafür höhere Preise zu bekommen, damit könnte er schon leben. Doch glaubt er nicht, dass der Verbraucher bereit wäre, deutlich mehr für Lebensmittel zu bezahlen. Viele, die sich biologisch produzierte Lebensmittel leisten könnten, kaufen nach seiner Erfahrung sehr preisorientiert im Discounter ein. „Deutschland wäre mit der eigenen Produktionsmenge dann nicht mehr ernährbar“, weist er auf eine weitere Folge der anvisierten Umstellung von 50 Prozent der Betriebe auf Bio hin. Der Zukauf aus dem Ausland, wo teilweise ganz andere Produktionsbedingungen gelten, müsste daher ausgedehnt werden. Das könne doch nicht das Ziel sein. Mehr Vertrauen in die Produkte der heimischen Landwirtschaft wünscht er sich, zumal die Landwirte alles tun, um mit ihrer Arbeit die Bedürfnisse der Natur in Einklang zu bringen. Dies geschehe aus eigenem Interesse. So gehört der Brandhof dem Tierwohlprogramm an, hat Blühstreifen am Mais entlang, wird regelmäßigen Kontrollen unterzogen. „In diesem Jahr haben wir 15 Hektar Phacelia, über die sich die Bienen in Schwärmen hermachen.“ Er weist zudem auf den humusbildenden Effekt der Bienenweide hin.
Volksantrag unumgänglich
Auch wurden in diesem Jahr fünf Hektar Zuckerrüben angebaut. „Ein Hektar Zuckerrüben setzt doppelt so viel Sauerstoff frei wie ein Hektar Wald und bindet den CO2-Ausstoß von 10000 Litern Benzin“, sagt er. Damit könnten in der Biogasanlage 30000 Kilowatt Strom produziert werden, ausreichend für die Haushalte von sechs Familien im Jahr. „Wir Landwirte tun, was wir können, für die Umwelt und sind bestimmt die Letzten, denen das Wohl der Bienen nicht am Herzen liegt“, sagt er. Doch das Volksbegehren schieße klar über das Ziel hinaus. Insofern sei der Volksantrag des BLHV und seiner Mitstreiter unumgänglich.
Christa Maier
Im Teil drei der BBZ-Serie über Landwirte aus Südbaden, die vom Volksbegehren Artenschutz betroffen sind, werfen wir einen Blick auf die Baar: Klaus Grieshaber aus Bräunlingen-Döggingen erläutert seine Haltung.
Klaus Grieshaber aus Bräunlingen-Döggingen im Schwarzwald-Baar-Kreis kann dem Gesetzentwurf von „proBiene“ zum Artenschutz nur seine Hoffnung abgewinnen, dass die Landwirtschaft wieder mehr im Fokus steht und der Verbraucher wieder mehr Wertschätzung für die landwirtschaftliche Arbeit aufbringt. Ansonsten steht er dem Volksbegehren kritisch gegenüber und teilt die Befürchtung seiner Berufskollegen, dass die Interessen der Landwirtschaft im Gesetzesentwurf nicht berücksichtigt werden.
Die Entwicklung des Hofes
Zusammen mit seiner Familie wohnt er auf einem Aussiedlerhof, den seine Eltern 1965 wegen fehlender Erweiterungsmöglichkeiten im Ortskern bauten und der durch Flurbereinigungsmaßnahmen arrondiert wurde. Bis 1983 hatte sein Vater einen Mischbetrieb mit Milchvieh, wie es damals üblich war. Nach Umbaumaßnahmen spezialisierte er sich auf die Schweinehaltung. Als Klaus Grieshaber 1989 mit 30 Jahren den Hof übernahm, wurde dieser erweitert und die Schweinehaltung verdoppelt. Heute führt er den Betrieb zusammen mit seinem Sohn Bernd als GbR, ein Auszubildender gehört ebenfalls zum Team. Der heutige Maststall bietet 500 Mastplätze und Platz für etwa 80 Zuchtsauen. Die Schweine werden komplett mit eigenem Futter versorgt und über Edeka komplett regional vermarktet. Die Ferkelerzeugung ist mit hohem Arbeitsaufwand verbunden, den nur noch einzelne Betriebe im weiten Umkreis auf sich nehmen. „Unsere Lage weit außerhalb des Orts ist für die Schweinehaltung von Vorteil“, sagt Grieshaber. 2008 entschloss er sich zum Bau einer Biogasanlage, hauptsächlich zur Verwertung der Schweinegülle. Die dadurch erreichte starke Geruchsminderung war ein willkommener Nebeneffekt. Aber auch die damals auf einem Tiefpunkt angelangten Getreidepreise waren für die Biogasproduktion entscheidend: „Die energetische Verwertung war deutlich wirtschaftlicher“, sagt er. Heute kommen neben Mist und Gülle auch Triticale, Mais und Gras, also alles, was nicht für die Schweine benötigt wird, in die Anlage. Die Wärme wird im Winter komplett auf dem Hof verbraucht, im Sommer könnte er noch Wärme abgeben. Neben der Wohnung wird der Stall für die mit großem Wärmebedarf verbundene Ferkelaufzucht beheizt und das Getreide getrocknet. Auch nutzen zwei holzverarbeitende Betriebe die Wärme auf dem Brandhof für die Trocknung von Holz- und Hackschnitzeln. Neben der Arbeit auf dem Hof und als Lohnunternehmer engagiert sich Klaus Grieshaber ehrenamtlich als Vorsitzender des Maschinenrings, als Wahlausschussmitglied der örtlichen Volksbank und als Elferrat beim Narrenverein.
Pflanzenschutzverbot beträfe fast alle Flächen
Sollte das Volksbegehren Erfolg haben, müsste er komplett auf Bio umstellen. „Anders wäre der Betrieb nicht mehr funktionsfähig“, sagt er mit Blick auf den hohen Anteil an Schutzgebieten im Schwarzwald-Baar-Kreis. Das in Schutzgebieten vorgesehene Verbot des Pflanzenschutzmitteleinsatzes beträfe somit fast alle Flächen des Betriebes. 96 Prozent der Flächen in diesem Gebiet sind nach Aussage des BLHV-Kreisvorsitzenden Karl-Heinz Bäurer Vogelschutzgebiete. Der Anbau von Raps wäre somit schier unmöglich und der würde den Bienen auf jeden Fall fehlen. Die Umstellung würde für seinen Hof eine Halbierung des Schweinebestandes bedeuten, da das Futter auch entsprechend fehlen würde. „Für die Biogasanlage hätten wir nur noch die Hälfte an Input“, sagt er. Futterzukauf wäre nicht möglich, da sich ja alle Landwirte in derselben Situation befänden. Weniger zu produzieren und dafür höhere Preise zu bekommen, damit könnte er schon leben. Doch glaubt er nicht, dass der Verbraucher bereit wäre, deutlich mehr für Lebensmittel zu bezahlen. Viele, die sich biologisch produzierte Lebensmittel leisten könnten, kaufen nach seiner Erfahrung sehr preisorientiert im Discounter ein. „Deutschland wäre mit der eigenen Produktionsmenge dann nicht mehr ernährbar“, weist er auf eine weitere Folge der anvisierten Umstellung von 50 Prozent der Betriebe auf Bio hin. Der Zukauf aus dem Ausland, wo teilweise ganz andere Produktionsbedingungen gelten, müsste daher ausgedehnt werden. Das könne doch nicht das Ziel sein. Mehr Vertrauen in die Produkte der heimischen Landwirtschaft wünscht er sich, zumal die Landwirte alles tun, um mit ihrer Arbeit die Bedürfnisse der Natur in Einklang zu bringen. Dies geschehe aus eigenem Interesse. So gehört der Brandhof dem Tierwohlprogramm an, hat Blühstreifen am Mais entlang, wird regelmäßigen Kontrollen unterzogen. „In diesem Jahr haben wir 15 Hektar Phacelia, über die sich die Bienen in Schwärmen hermachen.“ Er weist zudem auf den humusbildenden Effekt der Bienenweide hin.
Volksantrag unumgänglich
Auch wurden in diesem Jahr fünf Hektar Zuckerrüben angebaut. „Ein Hektar Zuckerrüben setzt doppelt so viel Sauerstoff frei wie ein Hektar Wald und bindet den CO2-Ausstoß von 10000 Litern Benzin“, sagt er. Damit könnten in der Biogasanlage 30000 Kilowatt Strom produziert werden, ausreichend für die Haushalte von sechs Familien im Jahr. „Wir Landwirte tun, was wir können, für die Umwelt und sind bestimmt die Letzten, denen das Wohl der Bienen nicht am Herzen liegt“, sagt er. Doch das Volksbegehren schieße klar über das Ziel hinaus. Insofern sei der Volksantrag des BLHV und seiner Mitstreiter unumgänglich.
Christa Maier