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Ländle leben lassen: breites Bündnis gegen Flächenfraß

17 Naturschutz- und Landwirtschaftsverbände haben vergangene  Woche den Volksantrag „Ländle leben lassen“ gestartet, um gemeinsam gegen den sehr hohen Flächenverbrauch in Baden-Württemberg vorzugehen.

Im Bürger- und Medienzentrum des Stuttgarter Landtags erklärten die Initiatoren, dass man nicht länger zusehen könne, wie die Landschaft weiter zersiedelt werde. Gemeinsam wollen Naturschützer und Bauernverbände die Landesregierung auffordern, endlich wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Eine vordringliche Aufgabe wird der Innenentwicklung von Städten und Gemeinden zugeschrieben. Künftig mehrgeschossig zu bauen, anstatt weiterhin großräumige Wohngebiete mit Einfamilienhäusern auszuweisen, wäre ein wesentlicher Schritt. 

Vier Akteure starteten im Stuttgarter Landtag die Unterschriftenaktion für den Volksantrag (von links): Karl-Heinz Mayer (BLHV),
Sylvia Pilarsky-Grosch (BUND), Hans-Benno Wichert (LBV), Gerhard Bronner (LNV) (Bild: Donat Singler).

Obergrenzen einhalten statt ankündigen

„Der Flächenverbrauch ist neben dem Klimawandel und dem Artenrückgang das dritte große Umweltproblem in unserem Land“, stellte Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes (LNV), fest. „Wir brauchen verbindliche gesetzliche Obergrenzen, um die Ziele des Koalitionsvertrages zu erreichen“, so Bronner weiter. Die Landesregierung habe ihre eigenen Ziele, den Flächenfraß einzudämmen, klar verfehlt, beklagte Hans-Benno Wichert, Vizepräsident des Landesbauernverbandes (LBV) in Baden-Württemberg. Wichert nannte beispielhaft einen landwirtschaftlichen Tierhalter, der mit einer flächengebundenen Tierhaltung nicht einfach Äcker und Wiesen für andere Zwecke abgeben könne. „Boden ist die Existenzgrundlage für unsere landwirtschaftlichen Familienbetriebe und sichert die regionale Lebensmittelproduktion für die Bevölkerung“, mahnte Wichert. „Der Verlust wertvoller Ackerflächen und Wiesen hat Auswirkungen auf die heimische Lebensmittelerzeugung. Jeder Hektar, der uns durch Flächenfraß verloren geht, führt dazu, dass wir weniger Lebensmittel im eigenen Land produzieren können. Dann sind wir von Importen abhängig, deren Umwelt- und Sozialstandards fragwürdig sind“, erklärte Karl-Heinz Mayer, Vizepräsident des BLHV. Mayer machte den Flächenverbrauch im Land anschaulich: In den vergangenen 25 Jahren wurde in Baden-Württemberg ein Areal so groß wie der Bodensee versiegelt. Mit Blick auf den Trend zur heimischen Ware warnte er: „Wenn man regionale Produkte will, haben wir in Baden-Württemberg keine Reserven mehr, um neue Flächen zu mobilisieren.“ Beispielhaft nannte Mayer die Selbstversorgungsgrade im Land von Kartoffeln mit 42 Prozent, Gemüse mit 24 Prozent oder Geflügel mit 21 Prozent: Alle drei Agrarprodukte seien bereits heute weit davon entfernt, die heimische Bevölkerung versorgen zu können.   

Die Initiatoren glauben an den Erfolg

Für den Volksantrag werden knapp 40.000 Unterschriften wahlberechtigter Bürger Baden-Württembergs benötigt. Dass das klappt, bezweifeln die Initiatoren nicht. Die 17 Organisationen vertreten mehr als 700.000 Mitglieder. Unterschriften für den Volksantrag müssen handschriftlich auf einem Papierformular geleistet werden. Eine digitale Unterzeichnung ist nicht möglich. Unterschriftslisten bieten unter anderem die Geschäftsstellen der beteiligten Organisationen. 

Donat Singler

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