Verbandsarbeit

Auch für kleine Bestände kann man neu bauen

Generationswechsel – „Die Jüngeren ins Boot holen“ könnte als Motto über der diesjährigen Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft für Höhenlandwirtschaft (AfH) in Bernau stehen.

Clemens Speicher und Martin Pfefferle, zwei altgediente Vorstandsmitglieder, traten nicht mehr zur Wahl an und machten damit Platz für Jüngere. Die beiden Nachfolger, Manfred Knobel aus Aitern und Thomas Spiegelhalter aus Bernau, läuten damit quasi einen Generationswechsel ein, der sich auch bei den nächsten Wahlen in vier Jahren fortsetzen wird, denn der wiedergewählte langjährige 1. Stellvertretende Vorsitzende Eckhard Schmieder hat bereits angekündigt, dass dies nun seine letzte Amtszeit sein wird. Unabhängig davon kann die AfH auf bewährte Kräfte setzen, denn sowohl der Vorsitzende Oswald Tröndle als auch der 2. Stellvertretende Vorsitzende Bernhard Bolkart sowie alle anderen Vorstandsmitglieder wurden einstimmig wiedergewählt.

Der neue und der alte AfH-Vorstand (v.l.n.r.): Oswald Tröndle, Bernhard Bolkart, Martin Pfefferle, Eckhard Schmieder, Clemens Speicher, Manfred Knobel, Bernhard Kohmann, Thomas Spiegelhalter

800 Hektar Grünland
Die Situation und die Probleme des Schwarzwaldes sowie die Herausforderungen für die Zukunft stellte der Bernauer Bürgermeister Schönemann mit wenigen markanten Sätzen dar. 800 von ehemals 1100 Hektar Grünland werden heute in Bernau noch von zwei Haupterwerbs- und einigen Nebenerwerbsbetrieben gepflegt und erhalten. Eine Förderung der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe sei daher gleichermaßen erforderlich. Bei Landwirtschaftsminister Peter Hauk und dem Grünen-Landtagsabgeordneten Reinhold Pix – beide waren bei der Versammlung dabei – forderte Schönemann Unterstützung ein. Dass der Wille dazu vorhanden ist, hob Hauk in seinem Vortrag hervor. Der neue Förderschwerpunkt Aufarbeitung und Vermarktung von Käferholz sowie die Förderung der Wiederaufforstung von Kahlflächen mit trockenheitstoleranten Baumarten wie Douglasie sind für ihn zwingend notwendig. Wenngleich die Förderung den Vermögensschaden der Privatwaldbesitzer nicht ausgleichen könne, sollten diese dennoch nicht den Mut verlieren, sondern zügig pflanzen, solange die Baumschulen noch über geeignetes Pflanzgut verfügten.

Schwung nutzen
In seinem Vortrag machte Minister Hauk auch deutlich, dass Krisen auch Chancen bieten. So solle der Schwung in der Diskussion über Themen wie Klimawandel oder Eckpunktepapier Insektenschutz genutzt werden, um der Gesellschaft die Leistungen der Landwirtschaft zu vermitteln, erklärte Hauk. Auch Themen wie „Hafermilch im Gegensatz zu Kuhmilch“, die so manchen zum Grübeln brächten, könnten von Nutzen für die Milchviehhalter sein, wenn die Hafermilch bei positiver Entwicklung die Molkerei wirtschaftlich stärke, verdeutlichte Hauk. Das Grünland im Schwarzwald und insbesondere die Hanglagen könnten nur mit Rindviehhaltung gepflegt und erhalten werden. Milchkühe, Mutterkühe und Rinder seien aus diesem Grund keine Klimakiller, sondern Klimaschützer. Die Definition der Kombihaltung bei Milchvieh, die Bedeutung der Kombination aus Stallhaltung und Weidegang, sollte darum verstärkt in die Öffentlichkeit getragen werden. Investitionen in neue Ställe und Erhaltungsinvestitionen in bestehende Ställe sollten daher auch in Zukunft gefördert werden. 
Eine Neubaulösung für einen relativ kleinen Tierbestand mit etwa zehn Kühen plus Bullen und Nachzucht wurde von den AfH-Mitgliedern am Nachmittag in Bernau besichtigt. Die Familie Wasmer hat sich im Interesse des Tierwohls, der Arbeitswirtschaft und vor allen Dingen der Fortführung der Rinderhaltung in der nächsten Generation für eine Teilaussiedlung entschieden. Der neue Stall wurde über das kleine AFP gefördert, es waren allerdings auch enorme Eigenleistungen erforderlich und man hat viel Eigenkapital investiert. „Wenn man die Jungen ins Boot holen will, damit sie den Betrieb fortführen, muss man deren Interessen berücksichtigen“, erklärte Joachim Wasmer bei der Betriebsbesichtigung. Man müsse Kompromisse finden und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Hofnachfolger auch in Zukunft Spaß an der Nutztierhaltung hätten. „Mit unserem neuen kleinen Stall hat die Rindviehhaltung auch im Nebenerwerb eine Zukunft“, so Wasmer.

Arm

Auch für kleine Bestände kann man neu bauen
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