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Kommentar: Weite Strecke – gleiches Thema

Nachdem mein Besuch im Sommer 2020 coronabedingt ausfallen musste, fühlte es sich jetzt sehr besonders an, ins Flugzeug zu steigen, um meinen Onkel in den USA zu besuchen. Unter anderem war ich auf dem lokalen Bauernmarkt in Rocky Mount (Virginia), einem Ort am Rand der Appalachen. Die Landwirtschaft ist dort, ähnlich wie  im Schwarzwald, im Verhältnis zum übrigen Land klein strukturiert. Die Themen, die Landwirtinnen und Landwirte dort beschäftigen, gleichen denen bei uns. Besonders beeindruckt hat mich eine Landwirtin, bei der ich zwei Hühner gekauft habe. Neben den ganzen Hühnern hatte sie noch Bruststücke, Schenkel und Flügel im Angebot sowie Hühnerbrühe in Einmachgläsern. Wer sich die Preise anschaute, konnte  schnell die Mission der jungen Frau erkennen: Während die ganzen Hühner durchaus preiswert waren, wurden die Teile sehr teuer verkauft. Ich kam mit ihr ins Gespräch, nachdem sie mir einen großen Sticker mit der Aufschrift „Eat whole Chickens“ (Esst ganze Hühner) zum Einkauf dazu gab. Sie hatte gemeinsam mit ihrem Mann den Familienbetrieb übernommen und auf Biomasthähnchen umgestellt. Sie ärgerte sich so sehr über die Menschen, die nur die Edelteile wollen, dass sie begonnen hat, Brühe aus den Reststücken zu kochen. Aber eigentlich ist ihr Ziel, gar keine Einzelteile mehr zu verkaufen, sondern nur noch ganze Tiere. Viele Verbraucher kaufen heute nur Edelteile, ob vom Huhn, Schwein oder Rind, da sie verlernt haben, wie man ein ganzes Tier zubereitet. Aber auch die Gastronomie ist häufig darauf ausgelegt, ein Gericht zuzubereiten, das länger auf der Karte steht und bitte immer möglichst gleich schmecken soll. Dafür brauchen wir standardisierte Teile. In unserem Verbandsgebiet tut sich einiges, immer mehr Betriebe bieten Mischpakete an, und auch Gastronomen nehmen vereinzelt ganze Tiere ab und bieten ihren Gästen entsprechend tagesaktuelle Gerichte an. Doch das Thema ist und bleibt bisher sowohl bei uns als auch in den USA leider ein Nischenthema, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient.

Jennifer Shuler

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