Verbandsarbeit Coronavirus

Kommentar: Der Kitt unserer Gesellschaft

Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete die Corona-Krise als die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg.

Das ist schon einmal eine Ansage, insbesondere für ein Wendekind wie mich, das seit seiner Geburt nur den Aufschwung kannte und sogar die letzte Wirtschaftskrise im geborgenen Schoß der Universität verbringen durfte. Und jetzt kommt eine echte Krise, von der ich hoffentlich mal meinen Enkeln erzählen kann. Eine Geschichte mit Tragik und Dramatik, bei der man viele Pausen machen muss, damit der Zuhörer die Tragweite von dem verstehen kann, was gerade erzählt wurde. Und natürlich dürfen die mahnenden Sätze nicht fehlen, bei denen man erklärt, dass man diese Fehler nicht noch einmal machen darf.

Es wäre schön, wenn ich dann enden könnte mit einem Satz wie: „Und dann wussten alle Menschen wieder, wie wichtig unsere heimische Landwirtschaft ist. Denn hätten wir sie nicht gehabt, hätte diese Geschichte ein ganz anderes Ende.“ Es liegt auf der Hand, dass die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle in dieser Krise spielt, die uns allen erst richtig bewusst werden wird, wenn wir auf sie zurückblicken. Denn der Klopapiermangel ist ein Witz, über den unsere Wohlstandsgesellschaft in vielen Varianten erzählen wird. Dass für ein paar Wochen nicht jede Mehlvariante in den Regalen stand, ist auch nicht mehr als eine Unannehmlichkeit. Solange die Silos voll, die Felder bestellt und die nächste Ernte sicher ist, ist ein vorübergehender Mangel nur eine schwache Ahnung von dem, was unsere Vorgängergenerationen durch den Zweiten Weltkrieg durchmachen mussten. Bäuerinnen und Bauern sind der Kitt, der unsere Gesellschaft in diesen schwierigen Zeiten zusammenhält, weil sie dafür Sorge tragen, dass keiner echten Hunger leiden muss. Und solange wir eine Landwirtschaft haben, die funktioniert, werden wir keine Krise erleben, die schlimmer ist als der Zweite Weltkrieg.

Elsner