Seitdem das Volksbegehren in Baden-Württemberg ruht, werben einige Naturschutzverbände für eine andere europäische Bürgerinitiative mit dem wohlklingenden Namen „Bienen und Bauern retten“.
Ähnlich wie ein Volksantrag bei uns enthält diese Bürgerinitiative keinen bindenden Gesetzentwurf, sondern vielmehr einen Appell an die Regierung.
Oberflächlich betrachtet kann „Bienen und Bauern retten“ die meisten Bauern nur zu ratlosem Kopfschütteln bewegen, denn schon die erste Forderung nach einem Quasi-Totalverzicht auf Pflanzenschutzmittel innerhalb der nächsten 15 Jahre klingt so unrealistisch, wie sie ist.
Eine tiefere Betrachtung lohnt sich trotzdem. Unter dem Kapitel „Unterstützung für Bäuerinnen und Bauern“ steht die charmante Forderung, dass nur noch Agrarprodukte in die EU importiert werden dürfen, die nach den hiesigen Standards erzeugt wurden. Das könnte tatsächlich mehr Fairness in den Markt bringen. Und nachdem Ursula von der Leyen den Klimazoll, einen Zoll für Importware aus Drittländern mit niedrigeren Klimaschutzauflagen, zur Sprache gebracht hat, darf man dann auch über einen Bienenzoll sprechen?
Ja, kann man – wir müssen sogar. Nicht nur, weil es die europäische Antwort auf Trumps Weltmarktpolitik nach dem Motto „America first“ sein könnte. Auch, weil uns diese Diskussion ganz nüchtern deutlich machen würde, was es kostet, wenn wir uns so ernähren, wie es sich eine vermeintliche Mehrheit der Gesellschaft wünscht. Das Wichtigste jedoch: Mehr Fairness auf dem Markt wäre eine echte Geste der Wertschätzung für die Arbeit unserer Landwirtinnen und Landwirte, die von so vielen Politikern versprochen wird.
Padraig Elsner
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