Verbandsarbeit Pflanzenbau

Vielfältige Landwirtschaft für Artenvielfalt

Das BLHV-Erntegespräch 2019 hat am 6. August auf dem Schill-Hof in Freiburg-March stattgefunden. Neben ersten Druschergebnissen ging es um die Notwendigkeit von Insektiziden, die Förderung der Artenvielfalt, die Biolandwirtschaft und die Lage der Waldbauern.

„Die Artenvielfalt hängt ab von der Vielfalt in der Landwirtschaft“, machte Präsident Werner Räpple beim BLHV-Erntegespräch deutlich. Diese werde aber durch Restriktionen bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln infrage gestellt. So sei der Anbau von Winterraps in Baden-Württemberg zur Ernte 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent geschrumpft.

Die Blattfrucht sei enorm wichtig für die Artenvielfalt auf den Äckern und, nicht zu vergessen, als ertragsreichste Frühtracht für Honigbienen und Wildinsekten. Werner Räpple führt den Rückgang nicht nur auf die Trockenheit zurück, sondern auch auf das Verbot wichtiger Insektizide, beispielsweise zur Saatgutbeizung. Die ungenügende Verfügbarkeit von Insektiziden gefährdet zunehmend auch den Anbau von Sonderkulturen. Regional von Bedeutung sind zum Beispiel Industriekirschen, die nicht mehr verkaufsfähig sind, wenn die Ware auch nur in geringem Umfang Maden aufweist. „Was uns in diesem Zusammenhang besonders stört, ist das paradoxe Verhalten der Politik, die einerseits die Auflagen für die heimische Landwirtschaft ständig erhöht, andererseits aber gleichzeitig den Binnenmarkt für Importware öffnet, die beispielsweise mit genau den Pflanzenschutzmitteln behandelt worden ist, die bei uns verboten sind“, kritisiert Räpple. Im Übrigen sei in bestimmten Kulturen, zum Beispiel im Obst- und Weinbau, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unverzichtbar. „Auf jeden Fall setzt die Landwirtschaft auf biologische Pflanzenschutzverfahren, wo immer dies praktikabel und wirtschaftlich vertretbar ist, etwa bei der Bekämpfung der Maiszünslers mit Trichogramma-Schlupfwespen oder beim Pheromoneinsatz gegen Traubenwickler im Weinbau“, betont der BLHV-Präsident.

Blühstreifen und Ökolandwirtschaft

Darüber hinaus setzen sich die Landwirte auch tatkräftig für die Biodiversität ein. So werden in Baden-Württemberg aktuell 17800 Hektar nach dem FAKT-Programm E2.1 „Brachebegrünung mit Blühmischungen“ bewirtschaftet. Das sei mehr als die Anbaufläche von Gemüse, Erdbeeren, Spargel und anderen Gartengewächsen zusammen, betont der BLHV. Im Regierungsbezirk Freiburg haben die Landwirte solche Blühflächen 2019 gegenüber 2018 um 500 Hektar ausgedehnt, berichtet Räpple. Auch die ökologische Landwirtschaft hat im Verbandsgebiet des BLHV einen festen Stand. Einerseits ist der Flächenanteil von Landkreis zu Landkreis sehr unterschiedlich: In Waldshut mit hohem Grünlandanteil liegt er bei 20 Prozent, im Ortenaukreis mit Schwerpunkt Ackerbau und Sonderkulturen bei 8,6 Prozent. Andererseits ist die Biofläche im Regierungsbezirk Freiburg von 2016 bis 2018 um 15 Prozent gestiegen und Baden-Württemberg ist bundesweit Spitzenreiter für Biowein, -obst und -beeren. Mit der Kaisers Gute Backstube aus Ehrenkirchen besteht Aussicht, dieses Standbein weiter zu stärken. So will das Bäckereiunternehmen ab September sein Brotsortiment nur noch in Bioqualität anbieten.

Sorgen der Waldbesitzer

Auch die existenzbedrohende Lage der heimischen Forstwirtschaft kam in March zur Sprache. „Betriebe, die vom Holzerlös leben müssen, geht das Geld aus“, berichtete Bernhard Bolkart. Der Vorsitzende des Fachausschusses Bauernwald im BLHV beklagte: „Nachdem nun selbst Weißtannen und Buchen ziemlich sicher den Klimaveränderungen zum Opfer fallen, kann uns derzeit niemand sagen, welche Baumarten beim Wiederaufbau der Wälder eine langfristige Perspektive bieten könnten.“ In der Waldwirtschaft mit ihren langen Produktionszyklen seien Lösungen für 70 bis 120 Jahre erforderlich.

Kurzinfos zur Ernte 2019

Weizen und Gerste haben nach Einschätzung des BLHV 2019 „gute bis sehr gute“ Ergebnisse gebracht. Die Rapserträge enttäuschen meist. Der Körnermais steht wegen Wassermangels oft schlecht, was auch für Sojabohnen gilt. Im Obst- und Weinbau erwartet man ordentliche Erträge mit guter Qualität. Das Grünland ist bisher besser weggekommen als im Trockenjahr 2018.

Gernot Raiser

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