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Essbares für die Menschen, Gras und Reste für die Tiere

Agrartag – Nichts Neues zeigen und dennoch das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute sehr interessiert und aufmerksam halten: Das schaffte am Samstag beim Agrartag in Donaueschingen  Professor Wilhelm Windisch mit dem Vortrag „Warum wir in Zukunft noch Nutztiere brauchen“.

Die Einschätzung, nichts Neues zu zeigen, stammt nicht etwa von kritischen Stimmen aus dem Publikum, sondern vom Referenten selbst: „Das, was ich Ihnen heute zeige, gilt schon lange und ist nichts Neues, hat aber in den vergangenen Jahren an Aktualität gewonnen“, eröffnete Professor Wilhelm Windisch am vergangenen Samstag in den Donaueschinger Donauhallen  seinen Vortrag. Der Fachmann für Ernährungskreisläufe war bis zu seinem Ruhestand im August 2022 Lehrstuhlinhaber für Tierernährung an der Technischen Universität München.

Eine Podiumsdiskussion untermauerte die Vortragsinhalte von Prof. Wilhelm Windisch (von links): Holger Wegner (Naturpark Südschwarzwald), Dr. Gerhard Bronner (Landesnaturschutzverband), Prof. Wilhelm Windisch (TU München), Isabel Kling (Landwirtschaftsministerium Stuttgart), Markus Kaiser (Erzeugergemeinschaft Schwarzwald-Bio-Rind), Bernhard Bolkart (BLHV), Jennifer Shuler (Moderation, BLHV).

Plädoyer für Kreislaufwirtschaft

„Die Zahl der Menschen auf der Welt nimmt zu, aber der Klimawandel wirkt verschärfend auf die Verfügbarkeit von Ackerfläche. Wir bekommen zunehmend ein Problem der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, nicht mehr nur der Verteilung“, sieht Windisch kommen. Es sei daher elementar wichtig, möglichst effizient zu produzieren und dabei  nichts zu verschwenden. Sehr lebendig und anschaulich zugleich lieferte er stichhaltige Argumente dafür, warum es ohne Nutztiere nicht geht und dass es dabei auf die Balance in der Kreislaufwirtschaft ankommt. In der Natur und in der Pflanzenproduktion fällt Biomasse an, die für den Menschen nicht essbar ist – so das Gras auf Wiesen und Weiden und Reststoffe, die bei der Lebensmittelverarbeitung anfallen, wie beispielsweise die Kleie in der Müllerei:  Darauf begründete Windisch seine Argumentationskette, dass Nutztiere für die Menschen kein unnötiger Luxus sind, der Umwelt und Klima belastet. Allerdings zeigte er auch Grenzen der Nutztierhaltung auf: Das Leistungsniveau der Tiere müsse sich an das Potenzial der nicht-essbaren Biomasse anpassen.

Höchstleistungen nicht erstrebenswert

Höchstleistungen bei Tieren anstreben mit Futter, das auch Menschen essen können, scheidet für ihn aus. „In der Summe können wir uns die hohen Leistungen nicht mehr leisten. So werden wir im Optimum  bei 7000 bis 8000 Liter Milch pro Kuh liegen“, betonte Windisch. Der Fachmann schlussfolgerte unter anderem:

  • Nutztiere in der Kreislaufwirtschaft der nicht-essbaren Biomasse schützen Umwelt, Klima, Biodiversität und sie bilden Senken für CO2, allen voran die Weidehaltung.
  • Wir sollten nur so viel Fleisch, Milch und Eier konsumieren, wie die nicht-essbare Biomasse der Region hergibt. Damit schützen wir unsere Kulturlandschaft und langfristig auch die Landwirte.

enz