Erntedankbrief von Bernhard Bolkart, Präsident des BLHV
Das Wort Dauerkrise beschreibt die vergangenen Jahre sowie die Gegenwart am besten: Angefangen bei der Corona-Pandemie über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine bis hin zur Inflation in Deutschland – emotional und wirtschaftlich befinden wir uns in unterschiedlichen Krisen, die ihre schwerwiegenden Folgen und neue Fragen mit sich bringen. Ernährungssicherheit, sichere Lieferketten und die Zeitenwende sind nur ein Bruchteil der Themen, die aktuell diskutiert werden. Insbesondere wir Bäuerinnen und Bauern, Erzeuger von lokalen und wertvollen Lebensmitteln, verbinden mit diesen Debatten die Hoffnung, wieder mehr Wertschätzung für unser Tun und unsere Erzeugnisse von der Gesellschaft zu bekommen. Doch erlebe ich bei sehr vielen Betriebsleitenden vorrangig großen Frust und Enttäuschung.
Die Ernte 2023 war wider Erwarten gut: Auf den teils recht regnerischen ersten Teil des Frühjahrs folgte der zweite Teil, der sehr trocken war. Mit dem ebenso trockenen Sommer, geprägt von großer Hitze und trockenem Ostwind, waren die Befürchtungen groß – und mit Blick auf vergangene Jahre berechtigt. Wir rechneten mit unzureichender oder gar komplett ausfallender Ernte auf extremen Standorten und waren umso überraschter, als die ersten Ergebnisse aus den Frühdruschgebieten eintrafen. Diese waren durchweg positiv und die Tendenz konnte im Nachgang bestätigt werden.
Anmerken möchte ich jedoch auch, dass lokale Regenfälle zwar in einigen Regionen dazu führten, die Ernte zu sichern. In anderen Gebieten unseres Verbands wurde sie jedoch innerhalb weniger Minuten durch Starkregen weitestgehend vernichtet. Diese lokal auftretenden Wetterereignisse sollten uns zu denken geben, denn zukünftig werden sie vermutlich immer häufiger auftreten.
Mit Blick auf die überwiegend positiven Ernteergebnisse stellt sich die Frage, woher der eingangs genannte Frust kommt. Meiner Meinung nach von enttäuschter Hoffnung. Obwohl viel über lokale und regionale Versorgung gesprochen wurde, über die zentrale Rolle der Bäuerinnen und Bauern, haben sich die Realität auf unseren Betrieben und das Ansehen in der Gesellschaft kaum verändert. Wenn derzeit über Lebensmittel diskutiert wird, dann nur darüber, dass sie die Inflationstreiber schlechthin sind. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass gerade noch etwa zwölf Prozent der Haushaltsausgaben auf Lebensmittel entfallen.
Schlussendlich stellen wir uns der Frage, wie wir wieder mehr Wertschätzung für unsere Arbeit und unsere Erzeugnisse bekommen, für die wir jeden Tag, bei jeder Witterung und zu jeder Zeit arbeiten. Der Bericht zum Zukunftsbauer hat verdeutlicht, dass wir in der Bevölkerung mit unserer Kernaufgabe nicht mehr punkten können. Wir müssen mehr unsere Leistungen im Bereich von Grundwasserneubildung, Offenhaltung der Landschaft, Pflege einer Kulturlandschaft, die durch unser Handeln entstanden ist, unsere Möglichkeiten im Bereich Begrenzung des Klimawandels, Stärkung der Biodiversität und vieles mehr in die öffentliche Diskussion tragen.
Hier liegt eine große Aufgabe vor uns. Gerade am Erntedankfest sollten wir sie selbstbewusst nach außen tragen und wir sollten in Verbindung mit unseren anderen Gemeinwohlleistungen die verdiente Wertschätzung einfordern.
Bernhard Bolkart
Erntedankbrief von Bernhard Bolkart, Präsident des BLHV
Das Wort Dauerkrise beschreibt die vergangenen Jahre sowie die Gegenwart am besten: Angefangen bei der Corona-Pandemie über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine bis hin zur Inflation in Deutschland – emotional und wirtschaftlich befinden wir uns in unterschiedlichen Krisen, die ihre schwerwiegenden Folgen und neue Fragen mit sich bringen. Ernährungssicherheit, sichere Lieferketten und die Zeitenwende sind nur ein Bruchteil der Themen, die aktuell diskutiert werden. Insbesondere wir Bäuerinnen und Bauern, Erzeuger von lokalen und wertvollen Lebensmitteln, verbinden mit diesen Debatten die Hoffnung, wieder mehr Wertschätzung für unser Tun und unsere Erzeugnisse von der Gesellschaft zu bekommen. Doch erlebe ich bei sehr vielen Betriebsleitenden vorrangig großen Frust und Enttäuschung.
Die Ernte 2023 war wider Erwarten gut: Auf den teils recht regnerischen ersten Teil des Frühjahrs folgte der zweite Teil, der sehr trocken war. Mit dem ebenso trockenen Sommer, geprägt von großer Hitze und trockenem Ostwind, waren die Befürchtungen groß – und mit Blick auf vergangene Jahre berechtigt. Wir rechneten mit unzureichender oder gar komplett ausfallender Ernte auf extremen Standorten und waren umso überraschter, als die ersten Ergebnisse aus den Frühdruschgebieten eintrafen. Diese waren durchweg positiv und die Tendenz konnte im Nachgang bestätigt werden.
Anmerken möchte ich jedoch auch, dass lokale Regenfälle zwar in einigen Regionen dazu führten, die Ernte zu sichern. In anderen Gebieten unseres Verbands wurde sie jedoch innerhalb weniger Minuten durch Starkregen weitestgehend vernichtet. Diese lokal auftretenden Wetterereignisse sollten uns zu denken geben, denn zukünftig werden sie vermutlich immer häufiger auftreten.
Mit Blick auf die überwiegend positiven Ernteergebnisse stellt sich die Frage, woher der eingangs genannte Frust kommt. Meiner Meinung nach von enttäuschter Hoffnung. Obwohl viel über lokale und regionale Versorgung gesprochen wurde, über die zentrale Rolle der Bäuerinnen und Bauern, haben sich die Realität auf unseren Betrieben und das Ansehen in der Gesellschaft kaum verändert. Wenn derzeit über Lebensmittel diskutiert wird, dann nur darüber, dass sie die Inflationstreiber schlechthin sind. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass gerade noch etwa zwölf Prozent der Haushaltsausgaben auf Lebensmittel entfallen.
Schlussendlich stellen wir uns der Frage, wie wir wieder mehr Wertschätzung für unsere Arbeit und unsere Erzeugnisse bekommen, für die wir jeden Tag, bei jeder Witterung und zu jeder Zeit arbeiten. Der Bericht zum Zukunftsbauer hat verdeutlicht, dass wir in der Bevölkerung mit unserer Kernaufgabe nicht mehr punkten können. Wir müssen mehr unsere Leistungen im Bereich von Grundwasserneubildung, Offenhaltung der Landschaft, Pflege einer Kulturlandschaft, die durch unser Handeln entstanden ist, unsere Möglichkeiten im Bereich Begrenzung des Klimawandels, Stärkung der Biodiversität und vieles mehr in die öffentliche Diskussion tragen.
Hier liegt eine große Aufgabe vor uns. Gerade am Erntedankfest sollten wir sie selbstbewusst nach außen tragen und wir sollten in Verbindung mit unseren anderen Gemeinwohlleistungen die verdiente Wertschätzung einfordern.
Bernhard Bolkart