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BLHV-Erntegespräch in Stockach

Informationen aus erster Hand über die Erntesaison im Bodenseekreis gab es am 19. Juli auf dem Hof der Familie Joos in Orsingen. Eingeladen zu ihrem ersten Erntegespräch hatte die Bezirksgeschäftsstelle (BZG) des BLHV. Anwesend war auch ein Redakteur des Südkurier.

Die Veranstaltung war Teil einer Serie, die die BLHV-BZG gemeinsam mit der Tageszeitung im Vierteljahresrhythmus durchführt. Die jungen Leute auf dem Foto oben sind Auszubildende des ersten Lehrjahres. Für den BLHV waren bei der Gesprächsrunde unter anderem Vizepräsident Karl-Heinz Mayer sowie die Kreisvorsitzenden Stefan Leichenauer und Andreas Deyer dabei. Sie erläuterten Erntemengen, Qualitäten und den Fortgang der Mähdruscharbeiten.

Regionale Unterschiede

Dass beim Erntefenster für Getreide bereits im Landkreis Konstanz aufgrund unterschiedlichster Böden und Höhenunterschiede erhebliche Unterschiede bestehen, dies zeigte die Tatsache, dass auf dem Betrieb der Familie Joos in Orsingen bereits am 17. Juli Sichelhenke gefeiert wurde, während Stefan Leichenauer im rund 30 Kilometer entfernten Uttenhofen gerade einmal mit der Ernte begonnen hat, und Weizen und Sommergerste noch grün sind. Die Niederschläge im Frühjahr und Frühsommer sind längst aufgebraucht und in der aktuellen Hitzeperiode müsse beispielweise mittels Stoppelsturz ein weiteres Austrocknen der Äcker verhindert werden. Die frühen Druschkulturen waren in allen Regionen zufriedenstellend in Ertrag und auch im Bereich der Saatgutvermehrung dürfte es für die kommende Aussaat mit Hektorlitergewichten beim Winterweizen von 80 kg/hl und bei der Wintergerste von 70 kg/hl  keine Probleme geben.

Vizepräsident Karl-Heinz Mayer zeigte die gut entwickelten Weizenkörner aus der diesjährigen Ernte.

Karl-Heinz Mayer vermeldete als Einschätzung aus der Bodenseeregion vom großen Erfasser ZG Raiffeisen, dass von einer durchschnittlichen Ernte mit einem schönen Hektorlitergewicht auszugehen ist. Im Bereich Donautal-Heuberg waren die Niederschläge teilweise sehr unterschiedlich. Hier, so die Einschätzung des stellvertretenden Kreisvorsitzenden Bernhard Vögtle aus Langenhart, verlief die Wintergerstenernte gut mit zufriedenstellenden Erträgen. Die Rapsernte habe gerade erst begonnen. In diesem Bereich werden die kommenden Tage mit den entsprechenden Niederschlägen zeigen, ob sich das durch die anhaltende Hitze und Trockenheit gestresste Grünland nochmals zum Herbst hin erholen kann, um die Futtervorräte für die Milchviehbetriebe in dieser Region zu sichern. Der Mais ist überall auf Wasser angewiesen.

Zwei Fachschülerinnen bestimmten vor Ort wichtige Qualitätskriterien des Getreides mit einer Messung.

Keine gute Beerensaison

Andreas Deyer gab, stellvertretend für den verhinderten Alexander Buhl aus Wahlwies, einen Einblick in die Erntesaison bei den Sonderkulturen in der Region. Hier sei die Beerenernte bereits weit vorangeschritten. Aber während in den Hofläden die Stammkunden bereit seien, notwendige Preise zu bezahlen, habe in dieser Saison der Einzelhandel die Landwirte durch den Verkauf von ausländischer Ware stark enttäuscht. Genügend Ware war vorhanden, das Geld für die Produktionsmittel bereits ausgegeben und auch die Erntehelfer mussten bezahlt werden. Hier appelierte Deyer dringend an die Verbraucher, durch ihr Einkaufsverhalten klar zu zeigen, dass sie zur Region und ihren Erzeugern stehen, und die Lockangebote auch einmal zu ignorieren.

Bei offenen Fragen, so auch Vizepräsident Karl-Heinz Mayer, wünsche man sich, dass die Zuständigen sich mit dem Berufsstand austauschen und ihre Fragen sachlich darbringen, dann sei der Berufsstand immer bereit, sein Tun und die Notwendigkeiten zu erklären. Da nach der Ernte vor der Ernte ist, wie es Stefan Leichenauer ausdrückte, gelte es, mit guter fachlicher Praxis und dem gesunden Menschenverstand die Böden zu schützen und sie auf die kommende Saison bereits im Herbst vorzubereiten. Was Zwischenfrüchte und Schwarzbrache betrifft, war schnell klar, dass Zwang und vorgeschriebene Terminfenster mehr verschlechtern als die Wahl eines freien Saatzeitpunktes, zum Beispiel, wenn es genügend geregnet hat. Leichenauer befürchtet mit Blick auf die Sicherung der Ernährung von Vieh und Mensch, dass die Landwirte vor einen Karren gespannt und von politischen Entscheidungen abhängig gemacht werden, die viel zu wenig aus einem Dialog mit den Praktikern heraus entstanden sind. Dieser sei aber notwendig, um sinnvolle und funktionale Konzepte zu entwickeln. Karl-Heinz Mayer und Andreas Deyer forderten Konzepte zur Sammlung von Niederschlägen zur Bewässerung von Kulturen in den immer heißeren Sommern. Auch hier wünsche man sich Unterstützung von der Politik. Im Bereich Obstbau seien Zisternen und Bewässerungen üblich. Im Hinblick auf die in der Ernte gefallenen Preise und die Frage der Ernährungssicherheit waren sich jedoch alle einig. Die Ernte sei ausreichend, die Bevölkerung brauche sich deshalb nicht sorgen.

Doris Eichkorn

(Bilder: Doris Eichkorn)